Heute morgen ist die Zahnbürste schon wieder falsch herum da gestanden.
Ich meine: Kopf nach links.
Jeder einigermassen vernünftige Mensch weiss, dass Zahnbürstenköpfe nach rechts zu schauen haben. So etwas hat der Mensch doch einfach im Gefühl. Aber nein: nach links. NUR UM MICH ZU AERGERN!
Ein Schlirg von dieser giftgrünen Zahnpasta, die ich ohnehin nicht ausstehen kann, krustete auch im Becken. Von der Haarbürste ganz zu schweigen – die lag neben dem Schlirgg. Total behaart. Da lernst du die Menschen so richtig hassen.
Jetzt weiss er wieder etwas besser. Aus der Küche tönt ein Gemurmel, das sich im Ton präzis so laut steigert, damit ich's im Badezimmer gerade noch mitkriegen kann: "Tausendmal schon habe ich ihm gesagt, er soll die Teller von Hand vorspülen. Aber er kapiert's einfach nicht? Nun muss alles nochmals durch die Maschine – überall hat's eingetrockene Essresten und ..."
Ok. Gestern, nach diesem Kochstress für Freunde, dem Geköch von Spaghetti an einer Knoblauchsauce und einem hausgemachten Tiramisu, das nicht aus dem Beutel kam, war ich so abgeschlafft, wie eine Luftmatratze auf der 20 Summo-Ringer Hoppereite gespielt haben. ER ist natürlich hocken geblieben. Hat seine Witzchen gerissen. Rumcharmiert. Und ich schleppte derweil total schlaff und mit offenen Beinen die Teller in die Küche, warf sie in die Spülmaschine – und Knopfdruck mit letzter Kraft. Ich meine, wenn ich die Dinger noch lange vorwaschen muss, weshalb habe ich dann eine Spülmaschine?.
NUN ALSO SEIN GEMECKER AUF NÜCHTERN MAGEN!
Während er süffisante Bemerkungen aus der Küche tröpfeln lässt ("die Kaffeemaschine ist auch nicht abgestellt – muss sich ja keiner über unsere Stromrechnung wundern!") hangle ich nach seinem Frottiertuch, das er nach seiner Morgendouche einfach auf den Boden gleiten liess. DAS TUT ER JEDES MAL. JA IST ER DENN DIE VENUS IM BADE?!
Abgesehen davon pfützt rund um die Douche-Kabine ein Stausee hoch Zehn. Das kommt nur davon, weil er den Vorhanng nie richtig zuschliesst.
Kann er denn nie den Vorhang richtig zuschliessen" knurre ich nun in Richtung Küche und verstärke den Ton erheblich, weil da seine beiden Hörapparate noch neben dem Zahnglas liegen. Letzteres ungespült. Natürlich!
Das Erfreuliche am gestrigen Tag war dann ein Mittagessen mit meinem Göttibuben. Oliver ist verliebt. Sie heisst Nancy und beide haben den totalen SMS-Verkehr. Pausenlos piepst sein Kleinapparat in der Hose und "du solltest sie mal sehen, wenn sie schläft", strahlt Olli. Vor 17 Jahren hat er sich noch die Windeln vollgeschissen, nun will er mir die Liebe erklären. "Ihre Wimpern zittern ganz leicht. Und ihre Nasenflügel ..."
Ok. Diese Flötentöne kenne ich. Alles vor Jahren schon abgebongt. Auch seine Nasenflügel haben gebebt. Stundenlang bin ich wachgelegen und habe verzückt das leise Zittern seiner Unterlippe betrachtet.
Auch heute noch liege ich stundenlang wach. Aber nur, weil er schnarcht wie ein Walross.
"Geniesse den Moment", rate ich Oliver.
Bald kommt die Zeit, wo die Zahnbürste falsch herum im Glas steht.