Donnerstag Der Schock sass tief. Erster Gedanke: Du halluzinierst. Dann: Das kommt von deiner «Nur-20-Gramm-Schoggi-pro-Tag-Kur».
MEINE HÄNDE ZITTERN. MEIN GAUMEN IST TROCKEN WIE DER HUMOR DER WEIHBISCHÖFE. In mir bebts, so dass ich die kleine, goldene Zucker-Osterglocke fallen lasse, und diese in tausend köstlich klebrige Glasscherben zerschellt.
«Bonjour», sagt der Mann.
Ich liege zu seinen Füssen. UND NICHT NUR, UM DIE ZUCKERSCHERBEN VON SEINEN HOCHGLANZPOLIERTEN SCHUHEN ZU LECKEN.
Ich halte den Blick auf Schlitzhöhe und denke: «Nein. Das kann er nicht sein... es ist einer dieser Träume, aus denen du taufeucht aufwachst... UND WO ER DOCH IM FERNSEHEN IMMER VIEL GLATZIGER AUSSIEHT!»
Dann kommt die zweite Glatze. Es ist Sam Keller. Samuel, der lokale Meister Propper unserer Kunstszene, fegt sofort die restlichen Zuckersplitter und alle Hemmungen weg: «Ach Hoheit? hier seid Ihr also?»
Mit grosser Geste zeigt er auf meine Kunsttische, an denen ich stundenlang rumgefingerlt, klebrige Essgummischlangen zurechtgedreht und glubschige Marshmallow-Kuhaugen auf Zuckerplatten geklebt habe: «Ici ischt aber pas l?Exposition. SÖ SONG SÖLMANG LES TISCHLI POUR LÖ DINNER AVEC SÖ ZUCKERKITSCH DARAUF...»
Daraufhin bin ich Herrn Sam aber mal zünftig in den Keller gefahren, so dass er leicht einknickte, wie ein Sackmesser, das man wieder einschnappen lässt.
«Ohhh? wuuu sinds also wirklich? Le Fürscht de Monaco? Mä klar? jetzt, wo schö wu nöcher, regarde: wus ätes aber vrämang tout a fait le Papa...»? und dann erzähle ich dem Herrn Fürsten, wie ich so herzlich lachen musste, als der Papa die Mamma aus Hollywood in diesen kleinen Ort zwischen Ventimiglia und Cannes entführte und die Grace den eigenen Kühlschrank aus den Staaten als Mitgift mitnahm, da man ja in Europa nie wissen könne... che sera sera?!
Sie haben mich dann von Albert weggezerrt, wie man einen störrischen Hund, der gerne noch mal das Bein an der verbotenen Türe gelüpft hätte, wegzieht.
Als er draussen war, bebte ich noch immer und fegte so gleich drei Glashasen vom Tisch, so dass die Bedienung gereizt zum vierten Mal mit dem Staubsauger ankesseln musste: «Findet das action cooking heute eigentlich auf dem Boden statt?»
Aber so redet das gemeine Volk. Und ich tagträumte vor mich hin, weshalb Albert wohl immer noch nicht verheiratet sei und obs an diesem rabiaten deutschen Schwager liegen mag, der an die Presse Ohrfeigen verteilt wie unsere Staatskanzlei die Communiqués der Linksparteien.
DANN STELLTE ICH MIR WIEDER EINMAL DAS KRÖNCHEN VOR? WENN ES AUCH KEIN ENGLISCHES IST, SO WÜRDE MIR DAS MONEGASSISCHE SICHER AUCH GANZ PASSABEL STEHEN.
Und schon jagte ich dem hoheitlichen Tross nach, der munter plaudernd über den Kies ging? vorbei am Calder, der sich ehrfürchtig neigte, vorbei an Kelly, der den fröhlichen Fürsten bestimmt an seine Mutter Grace erinnert hatte...
ABER HALLO? DA WAR DANN FEUER IM DACH!
Natürlich wurde ich von der Leibgarde gestoppt, wie das Automobil, das innerorts mit 180 ein Rotlicht überblocht hat: «Das ist ein privater Besuch, Herr -minu.»
«Ja klar. Ich will ihn ja auch privat. Er hat noch eine halbe Osterglocke von mir auf seiner dunken Hose...und da wollte ich fragen, ob er zur zweiten Hälfte an meine Kocherei kommt, haha!»
«Wir glauben nicht, dass Herrn Fürst nach solchen Gelüsten steht...»
MEIN GOTT? DIE PLUSTERN SICH AUF WIE MEINE GNOCCHI IM STEAMER.
Miraberwurscht!
Wenn er seinen Monaco-Döner unserm Viergänger vorzieht, haben wir hier nichts zu suchen! ABER ICH HÄTTE DER FÜRSTENFAMILIE SCHON MAL ZEIGEN KÖNNEN, WIE MAN EINEN ROSENBALL RICHTIG AUFMISCHT!
Das Arbeitstier in mir hat daraufhin sofort meine Kollegen von der Presse alarmiert: «Fürst Albert von Monaco war an meinem Art Cooking? nebenbei hat er noch die Ausstellung besucht!»
MAN HAT DAS FÜR KEINE ZEILE WERT GEFUNDEN!
Aber wenn es die Neidgeier auch verbläst: DER FÜRST HATTE MEINE ZUCKERBLUME AN DER HOSE!
Samstag Am zweiten Tag meiner Action-Cooking-Woche gebar mein Koch.
Salvatore war schon bei der ersten Vorbesprechung hochschwanger und nervös wie der Hecht am Haken. Denn natürlich war es seine Geburt? und die Kindsträgerin aus Chicago nur die ausführende Art.
Alle drei Sekunden stierte Salvi aufs Handy, währenddem ich Kartoffeln zu Brei rührte und die Gnocchi nicht anbrennen liess. DANN KAM DER ALARM PER SMS UND SALVATORE IN DIE WEHEN!
So sind wir am Tag nach dem Fürsten auch noch Tante geworden.
Das Kind heisst Natascha-Lee und kam zwischen einem Erbsmus-Gang und dem gedämpften Rückenfilet eines Kabeljaus (mit Blüte!) zur Welt.
ES GIBT AUCH SCHÖNE MOMENTE IM LEBEN!
