NA BINGO!
Das letzte Jahr war ja wirklich Scheisse. ABER SO WAS VON! Ich meine: Corona. Ja was denn sonst?
O.k. Langsam haben wir uns an den Horror gewöhnt. Und es gibt auch positive Seiten: kein Kletterstangenturnen... mehr im Schulsport kein Drängeln im Tram und die verschiedenen Masken haben ja auch ihren Reiz - wann sonst trägt der distinguierte Direktor Meier die Worte «FUCK!» vor den Lippen. FUCK GROSSGESCHRIEBEN. SAMT AUSRUFEZEICHEN!
UNSERE NOCH-FRAU-BUNDESPRÄSIDENTIN HAT DEZENT ROSIGEN MASKENGLIMMER UM IHREN BERNER DIALEKT AUFGESETZT - passend zum parteiroten Deuxpièces von Prada. Der Mundschutz macht Politiker doch irgendwie netter. Fröhlicher. Auch wenn der Stuss, der unter der Maske rausposaunt wird, stets derselbe bleibt. Und am andern Tag schon wieder berichtigt wird. Ja, wir haben uns daran gewöhnt, weitere 12 Stunden abzuwarten, bis die letzten Berichtigungen berichtigt werden.
SO GANZ LANGSAM WERDEN WIR JETZT ABER MUFFELIG. WOZU HABEN WIR EINE TEURE VUITTON-AGENDA ERSTANDEN, WENN WIR JEDEN EINTRAG AM ANDERN TAG WIEDER STREICHEN MÜSSEN: Zuerst sind wir ab 73 Jahren zur Impfung zugelassen. Dann wieder nicht. 75 ist jetzt plötzlich die Barriere. Dann: kein Impfstoff mehr!
VERSTEHT IHR JETZT, WESHALB ICH IMMER VIEL VON VERMICELLES UND WENIGER VON POLITIKERN GEHALTEN HABE? - Der IQ ist bei beiden derselbe. Aber Vermicelles sind süsser.
Doch wer will immer nur hadern? Ich nehme die ganze MERDA mit der Gelassenheit meines guten, alten Innocents, bei dem die Welt noch in Ordnung ist, solange er zum Frühstück Cenovis mit Streichmargarine zu einem Brei in der Farbe getrockneter Kuhfladen vermischen kann: «Man muss ganz aus dem Mist das Positive herausnehmen!» Sagts. Und schiebt sich den Brei mit genüsslichem Schmatzer rein. Da er sabbert wie ein Jungbär am Schoppen, tropft einiges über sein Kinn. ICH SAGE EUCH: NICHT ZUM ZUSCHAUEN!
HASTIG SCHIEBE ICH IHM DEN MUNDSCHUTZ RÜBER: «ZIEH DIR ETWAS ÜBER!»
So: Diese Corona-Mundmasken haben auch ihr Gutes! Sie verbergen oft Schlimmes. UND ICH FRAGE MICH, WAS GEWISSE GESICHTER MACHEN WERDEN, WENN DAS SCHRECKLICHE NICHT MEHR BARMHERZIG ABGEDECKT WIRD.
Neben der Neuorientierung dieses seltsamen Virus hatte das Jahresende noch andere Überraschungen im Köcher: Der Blitz schlug in die Schüssel unter dem Olivenbaum. Natürlich gab es Warnungen. Mein Handy hat stundenlang aufgeregt rumvibriert. Im Minutentakt haben mir die Wetterfrösche und ihre Meteorologen Warnsignale geschickt: «STARKE UNWETTER ÜBER DER TOSKANA!»
Aber wer hört schon noch auf so etwas. Unsere Handys vibrieren ja immer und überall. Es ist die neue Vibratoren-Generation einer Gesellschaft, die sich nur noch per «Hallo... hallo» befriedigt. Jetzt also: STURMWARNUNG - Stufe 10!
DOCH WIR LEBEN IN EINER WELT VOLLER UNKENRUFE! UND WENN ICH BEI JEDEM HORRORBERICHT JEDES MAL DIE KRISE BAUEN WÜRDE, SÄSSE ICH LÄNGST IN DER KLAPSE!
Gut: Es blitzt und donnert über dem Meer. Bei uns zu Hause aber breitet Sissi bei herrlichstem Sonnenschein vor der schweigenden Masse in Venedig die Arme aus. Für mich ist das der schönste Moment: Wenn die schmollende Masse total auf den Kitsch abfährt und «evviva la Mamma» brüllt, heule ich Rotz und Tränen.
Doch auf dem Breitbildschirm kam es jetzt gerade noch zu «Evvviii...». Dann PENG! Kurzschluss. Sissi ist durchgeknallt. Und die Parabolschüssel fällt von der Stange wie Tells durchgeschossener Apfel von Walterlis Birne.
HAST DU WORTE? HIENIEDEN WERDEN WIR UM DIE HIGHLIGHTS DER KULTUR GEPRELLT. UND ALLES NUR WEIL ES DIE DA OBEN WIEDER MAL KRACHEN LASSEN WOLLEN!
So. Die Parabolschüssel ist nur noch Kohle - die Italiener haben Stubenarrest über die Festtage. SOMIT KÖNNEN WIR AUCH DEN «TATORT» AUS DER AGENDA STREICHEN!
Was bleibt uns noch anderes als «Tschau Sepp» in trauter Zweisamkeit. Innocent gewinnt jedes Spiel. Zumindest bis ich merke, dass er die Karten getürkt hat. DIESE SCHLAMPE! Kann auch im hohen Alter nicht verlieren.
Illustration: Rebekka Heeb