Nein - ich will da keiner Nation zu nahe treten. Aber man sagt, die Franzosen würden es mit der Reinlichkeit an und für sich nicht so zackig nehmen. SPEZIELL AN So etwas kann ich hier nicht wirklich unterschreiben.
Meine gute Annick aus Mittelfrankreich schrubbt zwar weniger an sich - aber die Steinböden wie keine Zweite! Da sieht man gerne über alles andere hinweg.
Unser alter Kinderreim aus der «Häfelischule» (für Outpats: Das ist die Schule, wo die Kinder noch auf den Brunzhafen gingen - deshalb der Name. Danke fürs Gespräch), der Spruch aus der damaligen Kita also, käme heute auf die Diskriminierungsliste:
D Franzoose, d Franzoose
Mit de rote Hoose
Und de gäääle Fingge
Pfui, die stingge!
Mein gescheiter Freund Matthias, der mit acht Bücherwänden und 33 Katern lebt, hat mich aufgeklärt: «Das hat nichts mit Finken zu tun. Das waren gelbe Gamaschen. Es handelte sich um die Kriegeruniform der Franzosen vor dem Ersten Weltkrieg und...»
MATTHIAS HAT DAMALS NOCH NICHT GELEBT. ABER ER TUT JETZT SO ALS OB - UND DIE BÜCHERWÄNDE FLÜSTERN IHM DIE GESCHICHTEN EIN.
Als liebe Kinder haben wir das Lied von den stinkigen Franzosen einfach arglos vor uns her gesungen. Erst später mussten wir erfahren, dass das französische Leben unter dem Sonnenkönig den Menschen arg gestunken haben muss. Ja es soll eine saumässige Schweinerei gewesen sein.
WIE IMMER WAREN ES SCHON DAMALS DIE UNTERTANEN, DIE DEN GESTANK DER MEHRBESSEREN OHNE DUFT- UND MUNDSCHUTZ ZU ERTRAGEN HATTEN. DIESE TRUGEN NÄMLICH DIE NASE HOCH, WEIL DIE LUFT OBEN BESSER WAR!
«Hochnäsig» nannte man das!
Die Schickeria puderte sich mit Parfum voll. Und schickte ihren Mist und Dreck dann runter vom Schlossberg - das kam dem Volk natürlich krass auf die Galle. Und das Resultat kennen wir: Guillotine-Messer hoch. Rübe tief! FÜR HOCHNÄSIGE NASEN WAR AUSGEDUFTET.
Immerhin hat sich Marie-Antoinette vor dem Gang aufs Schafott noch die Wangen rosig gepudert- HEUTE WÜRDE MAN SAGEN: SIE WAR ES SICH WERT, BIS IN DEN TOD!
In unsern Tagen stinken nur noch hartgesottene Juteträger und umweltstimulierte Seifenverweigerer. Die moderne Sprühtechnik hat den Leuten nicht nur das Tränengas ins Handtäschchen, sondern auch den 24-Stunden-Achsel-Spray gebracht.
IN JEDER GÄSTETOILETTE SCHWÄRMEN DEM ZUM THRON EILENDEN LUSTIG AUFGEFÄCHERTE STÄBCHEN ENTGEGEN. DU DENKST: DIE GASTGEBER HALTEN SICH EINEN HAUSDINOSAURIER UND DAS SIND SEINE ZAHN-STÄBCHEN. (Wir alle wissen, dass die effektive Zahnputzerei zwischen den Beissern stattfindet. Auch bei Sauriern!)
Aber natürlich habe ich einen Witz gemacht. Bei den Stäbchen handelt es sich nämlich um Hölzer, die in Öle eingetaucht worden sind. Sie duften wie eine indische Braut nach dem Ölbad.
Das ist schön und gediegen. Und es überdeckt mit orientalischer Sanftmut und Ausgeglichenheit all das, was man hier abgesetzt und mit der halben Spülung in die Kanalisation geschickt hast.
NATÜRLICH RAUCHT ES NICHT ÜBERALL. Einfacher gestrickte Seelen haben einen Sprüher auf der Klospüle angebracht. Ein Fingerdruck genügt: Schon geht alles Grauenvolle in einer Wolke von Rosen, Vanille und Kerosin unter. ACHTUNG: Es gibt natürlich auch die stets gut gelaunte WC-Ente. Aber nur ganz grosse Dummies sprühen sich ihre Flüssigkeit unter den Arm...
Nun bin ich aber wirklich vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Ich wollte doch einfach nur sagen: Die Franzosen haben das Parfum kultiviert. Und ein gewisser Herr Süskind hat es zumindest literarisch erschaffen. Dabei ist der Mann nicht einmal aus Paris. Sondern vom Starnberger See. Ein Deutscher also. Mit Vornamen Patrick. Und über die Deutschen wüsste ich auch noch ein Stinkeliedchen, lass es aber bleiben. Ich habe schon so genügend Schwierigkeiten von wegen politisch unkorrekter Ausrufezeichen!
ALSO - HERR SÜSKIND HAT DAS PARFUM ZWISCHEN ZWEI BUCHDECKELN ERFUNDEN. ER WURDE TAUSEND MAL DAFÜR AUSGEZEICHNET. Und was tut der Hallodri? Er sagt alle Preise, Orden und Ritterschläge ab - ganz einfach, weil ihm so etwas stinkt. Da kann die ganze Welt mit Duftstäbchen winken - HERR SÜSKIND LÄSST SICH NICHT BENEBELN. Er bleibt seinem deutschen Vorsatz treu: «Der gute Geschmack kennt keinen Preis!»
Und wenn wir schon beim guten Geschmack und miesen Scheissgestank sind: Also ich finde die Maskenpflicht gar nicht so übel. Du kommst zu Omi Meier ins Altenhaus. Ihre zwei Zimmer haben den Duft der verblichenen Jahre angenommen - denn auch Omi Meier, obwohl keine Französin, sondern aus dem Frutigertal, seift sich nicht mehr so toll. Dieser sehr spezielle Geruch geht dann in die Kleider. Von den Kleidern in die Kästen. Und dort dann raus aus den Ritzen: auf Coach , Kissen bis zum Gummibaum.
Natürlich kannst du Omi Meier nicht mit einer Nasenklammer besuchen. ICH MEINE, DAS TUT EINE SENSIBLE SEELE EINFACH NICHT! Es sei denn, die Seele wäre Synchronschwimmerin bei den Limmat-Nixen. Aber jetzt können wir bei solchen Fällen immer mit Maske auftreten. Und wispern: «Wir wollen Sie nicht gefährden, Omi Meier.»
WEISST DU, WIE ES DIR STINKT, WENN DU SIE IN VIELEN JAHREN WIEDER OHNE MASKE BESUCHEN MUSST! Na also. Sei dem Schicksal dankbar. Und wasch dir gründlich die Hände - und alles andere auch!