Alarm auf dem Tacho...

«...und dann war da plötzlich dieses Zeichen!»

Ginette schaute von ihrem Espresso auf: «Was für ein Zeichen?»

Lea zuckte mit der Schulter: «Ach du weisst schon - plötzlich blinken da auf dem Tacho diese seltsamen Hieroglyphen auf. Und ich mitten auf der Autobahn. Dazu noch in Italien!»

«Und?» - Ginette schob sich ein Stück von der Linzer Torte rein.

«ICH BIN IN DIE SICHERHEITSSPUR GEFAHREN. UND HABE KARL ANGERUFEN. ABER DER WAR NATÜRLICH BEIM KEGELN. UND SAUER, DASS ICH IHN WEGGELOTST HABE...»

«Männer!», knurrte Ginette verächtlich. Sie war dreimal geschieden. Und lebte jetzt mit einem Labrador.

«ICH MUSSTE IHM DAS ZEICHEN GENAU BESCHREIBEN. ES SAH AUS WIE EIN DARMSTÜCK MIT DECKEL...»

«Ach so», nickte Ginette, «der Motor!»

Lea dachte noch immer mit Schaudern an den Horrormoment zurück: alleine im Auto... dann Alarm im Kübel... und vorbeibrausende Autos.

Karl hatte sie beschworen, keinen Schritt weiterzufahren: «SONST BRENNT DER MOTOR AUS! Rufe den Abholdienst!»

Bingo! Die nächste SOS-Säule war anderthalb Kilometer entfernt. Und sie hatte einen kaputten Fuss. In Rom war sie in ihren neuen, roten Pumps in ein Strassenloch gestrauchelt.

Nun hatte sie einen Knöchel wie ein Elefant.

Endlich fuhr ein grosser Wagen mit Abschleppkran vor. «Hier böses Licht... Motor verbrennt...»

LEA ZEIGTE AUFGEREGT AUF DAS GELBE ZEICHEN.

Die beiden Männer warfen einander Himmelfahrtsblicke zu. Einer von ihnen war 20 Jahre lang Tankwart in Rothenburg ob der Tauber gewesen. «Das ist niente! Weiterfahren.»

«---also fuhr ich einfach weiter und wartete auf den grossen Knall.

NICHTS PASSIERTE.

Plötzlich erlosch das Lichtlein. Und alles war wieder ganz normal. Erst als ich in Bellinzona vor dem Zoll in der Schlange stand, blinkte es wieder...»

Lea drückte eine weitere Espresso kapsel ab: « den Zöllner habe ich sofort auf den Alarm aufmerksam gemacht. Und diese Dumpfbacke glaubte tatsächlich, alles sei ein Schmuggel-Trick.

Ich musste rausfahren. Sie haben die Kiste von oben nach unten gefilzt. Und nichts gefunden - ausser einer Tasche voll chinesischer Eisschrank-Magnetchen mit dem Kolosseum drauf. Habe ich dir schon eines gegeben?»

«Ja, danke» - nickte Ginette. «Und der Alarm...?»

Lea schüttete Zucker ins Tässchen: «Ich rief sofort meinen Garagisten an. Aber der war in den Ferien.

Und der Lehrling konnte weniger Deutsch als der italienische Autobahn-Mann. Er sagte nur: «Hee Frau sofort stopp! Sonst explodieren und Auto tot...»

Ginette grinste: «Sehr einfühlsam. Wie bist du nach Hause gekommen...?»

Lea zuckte die Schultern: «Ich bretterte drauflos. Und betete zum heiligen Christophorus, er möge mit der Explosion zuwarten, bis ich dir meine roten Pumps vorgeführt habe... habe ich sie dir gezeigt, Ginette?!»

«Jaaa - jetzt mach schon. Wann ist die Mühle explodiert?»

LEA SCHAUTE IHRE FREUNDIN ERSTAUNT AN:

«Explodiert? Überhaupt nicht! Die haben bei der letzten Revision einen Knopf zu drücken vergessen. Da ging der Computer verwirrt auf Alarm...»

«ELEKTRONISCHES SCHEISSZEITALTER!» - knurrte Ginette, «mach mir auch noch einen Espresso!»

ALLERDINGS: DIE MASCHINE RÖCHELTE. DAMPFTE. TUCKERTE. UND GAB MIT EINEM SEUFZER ALLES IRDISCHE AUF.

Ein rotes Licht mit Tränen blinkte. «O GOTT», JAMMERTE LEA, «DIE IST DOCH NOCH GANZ NEU!»

Die um Hilfe angeflehte Barbara - Schutzheilige von Kanonen, Bügeleisen und Kaffeemaschinen - brachte die Erlösung in der Gebrauchsanweisung:

«Bei Tropfen-Signal: WASSER NACHFÜLLEN!»

Freitag, 1. November 2019