Sie war reich. Sie war dick. Das gab mitunter eine explosive Kombination.
Schon als Kind war sie pummelig gewesen. Im Kindergarten nannten die andern sie «Mops».
Klar, dass so etwas mopste.
Aber sie rächte sich. UND ZOG SYNCHRON DREI SCHOKOSTÄNGEL VOR DEN AUGEN DER ANDERN REIN!
«Du bist hässlich... du bist dick!», höhnten die.
Dora lächelte selbstbewusst: «... und ihr bleibt arme Zicken. Und habt nichts Süsses zum Naschen!»
Manchmal hielt sie sich Günstlinge. Die durften hin und wieder mit dem Chauffeur im Mercedes fahren. Oder einmal an ihrer Zuckererdbeere lutschen.
Meistens jedoch blieb sie alleine. Ass sich durchs ganze Programm. Und bestellte sich - als ihre Hormone zu tanzen begannen - Gigolos aus dem Internet. Das Schöne an diesen gebuchten Lovers: Douche... Check... KÜSSCHEN... KÜSSCHEN... und drei Schokoriegel, wenn die Türe ins Schloss gefallen war.
Sie kaute genüsslich. Und dachte, wie schön es war, unabhängig zu sein - von Geld. Und von Männern.
Es war DANN in einer dieser Schickimicki-Boutiquen, die Doras Welt veränderte. Sie hatte im Schaufenster eine Strass-Jeans gesehen: Label am Hintern. Und Strass am zugenähten Schlitz.
Die Verkäuferin feilte die Nägel. Und schaute nicht einmal auf: «Wir haben nichts über Grösse 38. Versuchen Sie es doch bei H&M. Oder in der Deckensammlung der Heilsarmee...» Dora blieb die Sprache weg. Eben wie sie energisch losdonnern wollte, tauchte ein schöner, dunkler Mann auf.
Er schaute sie mit feurigen Augen an: «Ich werde Ihnen so eine Hose auf Mass bestellen, Madame...»
Dreimal kam sie zur Anprobe. Dreimal schossen die Augen des Marokkaners Feuerblicke. Dreimal legte er persönlich Hand an. Als die Hose fertig war, lächelte sie: «Das muss gefeiert werden!»
Im NOBEL-Restaurant hielt er ihre Hand: «Ich liebe dicke Frauen», lächelte er und: «...Sie sind ganz besonders dick!» Es tönte wie: «Ich habe noch nie eine bezauberndere Nase gesehen...» Der Sex des Marokkaners raubte ihr den Atem - ER HATTE MEHR DRAUF ALS DIE GANZE INTERNET-BANDE!
Nach der Douche wollte sie ihr Checkheft zücken. Sie liess es. Und nahm ihn mit in die Küche: «Danach ist mir immer nach Schokoriegeln...», schnurrte sie. Nach dem siebten Riegel liebten sie sich noch einmal.
Die Strass-Jeans trug sie schliesslich an der Hochzeit. Die Freundinnen rümpften die Nase. «Geschmacklos! DER HAT DOCH NICHTS! DER WILL NUR DEIN GELD, DORA...»
Sie wusste es besser. Ihr Gesicht war plötzlich zart und weich. Sie lächelte: «...und Ihr habt nichts zum Naschen, ihr armen Zicken.»