«Max sitzt dort!»
Elke stupfte Susi an: «…er sieht immer noch heiss aus!»
Es war nach dem Morgenstraich.
Die kleine Frauen-Gruppe gönnte sich eine Verschnaufpause.
Seit einigen Jahren wurden es immer mehr solche Pausen.
«Er muss über 60 sein…» hakte Elke bei Susi nach.
Diese rührte in ihrem heissen Tee:
«…62 – wenn du’s genau wissen willst. DIE SUPPE IST GEGESSEN. ER INTERESSIERT MICH NICHT MEHR…»
Elke grinste. «Aber du i h n. Er äugt stets hierher…»
Susi knurrte verärgert.
«Blödsinn!»
Dann rief sie nach dem Kellner.
Zehn Jahre lang waren Max und Susi verheiratet gewesen.
SUSI HATTE IM SIEBTEN HIMMEL GESCHWEBT.
Max war der erste Mann, mit dem sie geschlafen hatte.
Max war der Traummann gewesen: WALLENDE LOCKEN… AUGEN WIE SPEIENDE VULKANE
Max war aber auch ein Arschloch: Er jagte Frauen wie der streunende Kater die Katzen.
Susi war nicht blöd gewesen. Man hatte sie gewarnt. Und sie hatte Augen im Kopf.
DOCH! – Sie w a r blöd gewesen: denn sie heiratete ihn. Und dachte: Ich werde ihn ändern.
Max machte sich nichts aus Fasnacht.
Nein, falsch.
Er benutzte die drei Tage als Mittel zum Zweck.
Frisch geföhnt und stark deodoriert hockte er in den Beizen herum: Eine Larve brauchte er nicht – Hauptsache die Weiber bissen an!
Als Susi an einem Fasnachtsmittwoch unerwartet früh nach Hause kam, lag der Waggiskragen in der Küche – und der rammlige Kater im Bett. Natürlich nicht alleine: «Ja, bist du schon da?!»
SUSI HATTE ZEHN JAHRE GELITTEN. JETZT WARF SIE ENDGÜLTIG DAS HANDTUCH!
Zuerst lebte sie alleine. Dann lernte sie Yves kennen.
Es war nicht die grosse Liebe. Aber sie schätzte seine Zuverlässigkeit. Seine Treue. Seine Augen.
DIESE SPRÜHTEN NICHT WIE EIN VULKAN. ABER SIE SCHENKTEN IHR WÄRME.
UND EIN ZUHAUSE.
Max fing Susi jetzt bei der Türe ab: «Es sind Jahre her … du hast dich überhaupt nicht verändert…»
SIE SAH SEINE PUPILLEN SPRÜHEN.
UND SIE FÜHLTE, WIE IHRE KNIE ZU PUDDING WURDEN.
Irgendjemand hatte ihr einmal gesagt: «Es gibt nur e i n e grosse Liebe, nur e i n e n Höhenflug… deshalb ist der Absturz danach immer so tief!»
«Ich begleite dich … wir haben viel zu reden, Susi…»
Max machte eine Pause. Dann: «Ich habe dich nie vergessen können…»
«Es ist das Schnurren des Katers – aber ich liebe ihn immer noch!», dachte Susi.
Drei Tage lief Max hinter der Frauengruppe her.
«Ich habe einen Freund…», hatte Susi ihn abwimmeln wollen.
«…und ich habe niemanden», hatte Max geseufzt. «ICH WILL ENDLICH ETWAS BESTÄNDIGES…»
Der Donnerstag war dann grau – so wie der Fasnachtsschluss eben ist.
Er begleitete Susi nach dem «Ändstraich» nach Hause: «Wo ist dein Yves?»
Sie lächelte: «In Wien. Er macht sich nichts aus Fasnacht…» Und dann sehr bestimmt: «…er vertraut mir, Max.»
DANN KEHRTE SIE IHM DEN RÜCKEN. UND GING IN IHRE WOHNUNG.
Als sie Yves’ Stimme am Handy hörte, überkam sie eine wunderbare Wärme.
Es war kein Höhenflug.
ABER EIN DAHEIMSEIN.
«…ich nehme den Abendflug nach Wien!», sagte sie.