Milli griff an ihr Herz. Dieses war gross. Und aufgeregt:
«SUSI – EIN PRINZ! EIN ECHTER ARABISCHER PRINZ!»
Die Freundin linste über Millis Tablet.
Auf dem Bildschirm war ein Mann in kalkweisser Djellaba. Seine Augen waren schwarz wie Teer. Sie schauten melancholisch über die schöne Wüste …
«WER IST DAS?»
«DEN KENNT DOCH JEDER! Das ist der Prinz von Dubai… er hat mich in den Palast seines Vaters eingeladen!»
Susi begann leicht zu sieden: «Du bist ein naives Huhn – drei Monate lang hast du mit dem berühmten Filmproduzenten von Los Angeles gechattet. Dann hat sich herausgestellt, dass es ein pensionierter Buchhalter in Interlaken ist!»
Milli war sofort auf 100: «DAS WAR ETWAS GANZ ANDERES! Ich habe den Prinzen hier gegoogelt. ER IST E C H T, SUSI! Hältst du mich für blöd?»
«Ja!», sagte die Freundin.
Der Prinz und Milli wurden beste Freunde.
Er schrieb immer wieder, wie sehr er sie schätze: «Ich möchte, dass Sie meine liebste Schweizer Freundin werden… ICH WERDE SIE IM PALAST MEINEM VATER, DEM KÖNIG, VORSTELLEN UND…»
«Ach Susi – er steht auf üppige Frauen! Das hat er mir gestanden. Du weisst doch wie diese arabischen Scheichis sind!»
Die Freundin kochte: «MILLI HUBER – DU HAST IHM DOCH NICHT ETWA EIN NACKTSELFIE GESCHICKT!»
Milli winkte eingeschnappt ab: «GEHTS DIR NOCH – ER IST EIN PRINZ! DA TUT MAN SO ETWAS NICHT. NUR DAS OBEN-OHNE BILD AUS IBIZA!»
Eines Tages lag dann das Flugticket neben Millis iPad.
«Wann?» – bellte Susi knapp.
«Nächste Woche», flüsterte Milli. «Er lässt mich am Flughafen abholen… WIR FAHREN DIREKT IN DEN PALAST!»
«Aha», sagte Susi. «ZU PAPA KÖNIG?»
«SUSI!»
«ISSDOCHWAHR! – Hat er dir das Ticket gekauft…?»
Milli räusperte sich: «Natürlich nicht! Ich bin eine Dame. Ich habe auch die «Palastkarte» bezahlt…»
«W A S HAST DU?»
Milli tönte nun etwas verlegen: «Also, um in den Palast zu kommen, brauchst du diese Member-Card, dass du dazugehörst. Und die bekommst du nur, wenn du für die Stiftungen des Königs etwas spendest…»
Drohendes: «WIE VIEL?!»
Schweigen. Dann: «…der Prinz war so charmant. Er hat gesagt, er nehme von seiner besten Schweizer Freundin kein Geld. Ich solle bloss eine Geste machen…»
Susi atmete durch. Dann etwas schärfer. «WIE VIEL, MILLI?»
Flüstern: «5000. Sie wollten es in Dollars…»
Dann wieder fröhlich: «Aber der Prinz hat gesagt, er habe noch nie so eine schöne Frau wie ‹Milli from Schweizerland› gesehen!»
«DER PRINZ KÖNNTE DEIN ENKEL SEIN – MILLI!»
Die Freundin schwieg beleidigt: «Ich wollte, er w ä r e es – meine Enkel tragen Spinnen-Tattoos!»
Natürlich brachte Susi dann ihre Freundin zum Flughafen.
UND HOLTE SIE NACH DREI TAGEN DORT AUCH WIEDER AB.
Milli warf sich schluchzend in Susis Arme: «Vier Stunden habe ich in dieser brütenden Hitze vor dem Flughafen gewartet… NIEMAND KANNTE DEN PRINZEN AUF DEM BILDSCHIRM…dann hat mein Handy den Geist aufgegeben. Und meine Lindt-Schokokugeln für den König waren total weich!»
Susi drückte sie an sich: «MILLI HUBER – DU BIST EINE GANZ DUMME KUH!»
«Ja», sagte Milli.
Dann strahlend: «Aber dieser Steward in der Emirate – er hat mir seine Nummer gegeben. Er sieht aus wie George Clooney und…»
«MILLI!»
«Ich weiss», maulte sie.