Hildi werkelte geschäftig in der Küche herum.
SIE DRÜCKTE HALBIERTE ORANGEN AUF DEN ELEKTRISCHEN SAFTER – DER STÖHNTE NOCH EIN LETZTES MAL AUF. DANN BAUTE ER DEN INFARKT. Ein feines Räuchlein stieg aus dem Mittelteil des Apparats.
DAS RÄUCHLEIN KÜNDETE DIE KREMATION AN.
«Waaalti!»
Natürlich keine Antwort. Dabei hatte sie ihm eben erst gestern die Batterien frisch in die Ohren gelegt.
Drei Mal hatte sie ihn gefragt: «Laden wir am Klausentag die Kinder ein?».
Drei Mal war Sendepause gewesen.
MAN HATTE NUR DAS KNACKEN VON ERDNÜSSCHEN-SCHALEN GEHÖRT.
Und das Geblubber, wenn Walter das Bierfläschlein ansetzte.
Der Gatte hatte gebannt auf diesen Sender, der unsere Welt in «Glanz und Goria» zeigt, gestiert – und dabei kein Wort verstanden.
WAR AUCH NICHT NÖTIG.
AUF DER SCHEIBE HATTE EIN BURLESQUE-GIRL SO SCHAMLOS SEINE SCHENKEL PRÄSENTIERT, WIE ES HILDI NUR NOCH VON DEN POULET-BEINCHEN-PACKUNGEN IN DER COOP-TIEFKÜHLTRUHE HER KANNTE!
Walter hatte also die Schinken dieser Bourlesque-Tusse angestiert. Und Hildi hatte ihm dann ziemlich energisch mit der Feuerzange auf die frisch operierte Kniescheibe geklopft.
«JA SPINNST DU DENN?»
«Hörst Du mir eigentlich zu?»
«Wass iss?»
Ein klarer Fall von abgelaufenen Hör-Batterien. Sie hatte nachgelegt – und ihren Alten wieder frisch auf Strom gebracht.
Deshalb jetzt: «WAAALTI! HÖR AUF DEN SCHWERHÖRIGEN ZU SPIELEN – DU BIST AUF NEUER BATTERIE!».
Er humpelte an. Schlecht gelaunt. Und schlecht rasiert.
«WO BLEIBT MEIN ORANGENSAFT?»
«Eben!», zeigte Hildi mit einem Ausrufezeichen auf das Eletrogerät! «Das Ding da ist k. o. Ich brauche einen neuen Safter…»
DANN IM ZUCKERWATTENTON: «Hättest Du heute Zeit, in der Stadt…»
Er unterbrach abrupt: «Heute ist Jass-Tag. WIR KÖNNEN DOCH DEN ORANGENSAFT AUS DEM TETRAPACK SAUFEN – WIE NORMALE BÜRGER AUCH!»
«WALTER BITTERLI!» – Hildi baute sich vor ihm auf, »… WENN DU DIESEN JUNK AUS DER TÜTE GÜLLERN WILLST, IST DAS D E I N BIER. ABER I C H WILL NORMALEN SAFT AUS EINER NORMALEN ORANGE!».
Beim nächsten Morgenessen knallte Hildi ihrem Gatten eine Tüte Orangensaft hin: «Da hast du dein Tetrapack»
Er nippte daran: «Der ist hinüber, Hildi…»
«DAS BIST DU AUCH», zischte sie eisig.
Als er abends von der Pilatus-Stunde heimkam, streckte er Hildi ein Paketchen hin: «Hier – der Entsafter!»
«DU GUTER!»
Es war eine Handpresse. Aus Hartplastik.
«DAS GEHT DOCH AUCH SO…!» quengelte er nach zehn Minuten.
Seine Gattin sagte nichts mehr. SIE MACHTE MIT ZUGEKNIFFENEN LIPPEN AUF STUMMFILM.
SOLLTE SIE DOCH. ER HATTE DIE OHREN EH AUF «OUT».
Walter hockte sich vor die Kiste. Und hoffte auf frisch Burleskes. Aber sie zeigten bei «Gloria» nur Prinz Charles, der in der hauseigenen Orangerie Mandarinen pflückte.
CHARLES GAB SICH ALLE MÜHE – OHREN HATTE ER JA: GLANZ UND OHRIA! TROTZDEM: ES FEHLTEN IHM DIE BURLESKEN SCHENKEL.
Schlechtgelaunt rief Walti nach seinem Bier.
Hildi brachte ein Schälchen mit Hopfen, Gerste und einem Hefewürfel. Dazu einen Krug Wasser – und die spitze Bemerkung: «DAS GEHT DOCH AUCH SO!»
Es war diese Art von Burleske, der Walter kein Lächeln abgewinnen konnte.