«Er kommt!» Alex schmetterte die Haustüre zu. Warf den Mantel an die Garderobe.
Er wusch sich die Hände am Lavabo in der Gäste-Toilette.
«Lucie – hier müssen saubere Handtücher her!»
Dann etwas ärgerlich: «HIMMELHERRGOTT! Dass du so etwas nicht selber schnallst…»
Lucie warf einen gepeinigten Blick an die Küchendecke. Ihr Alter war ja so etwas von pingelig – gutes Haus. Aber stets säuerlich wie abgelaufener Joghurt.
«IST GUT, ALEX. – WER KOMMT?»
Sie zog den Auflauf mit den biologischen «Hörnli» (Eier von frei herumgackernden Hennen), Schinken (ein ungestresstes Schwein, singend vor dem Hirnschlag) und Käse (von der Milch einer lachenden Kuh) aus dem Ofen.
Die goldbraune Kruste war leicht angebrannt. SCHMECKTE ABER VERFÜHRERISCH.
Lucie konnte nicht widerstehen…
ALS ER IN DIE KÜCHE KAM, HATTE SIE SICH EBEN DIE LIPPEN VERBRANNT.
«VERDELLI!» – jammerte sie.
Er reagierte gereizt» : «Lucie Müller – kannst du gefälligst mit dem Essen warten, bis dein Gemahl auch am Tisch sitzt!»
HÄTTE SIE EIER GEHABT, WÄRE ER IHR JA SO WAS VON DRAUFGEGANGEN! «Ist gut – Alex. Also: Wer kommt?!»
Jetzt strahlte er sie an: « Herr Gans-Lustenberger…ist das nicht der Wahn?».
Vielleicht war es das? Wer aber war Gans-Lusternberger?
«Der neue CEO. Seit der Fusion. Und jetzt will er mich kennen lernen…»
Dann mit einem schweren Seufzer: «…und dich auch!».
«Sehr nett!»
Ein noch schwererer Seufzer: «Da bin ich mir nicht so sicher. Er will unsere ‹PRIVATE ATMOSPHÄRE SCHNUPPERN› – so hat er gesagt…»
«AHA. KAPIERT. SPARGELN!»
Alex schaute sie fragend an.
«Ich werde Spargeln auftischen. Mit Bio-Mayo…»
Er zögerte einen Moment: « …und wie servieren? VOR ALLEM: wie essen? Das letzte Mal hast du die Spargeln reingezogen wie Dolly Buster in ihrem ersten Porno-Film «Nuggel-Norma»...»
Sie schwieg beleidigt.
Bei Spargel war immer Zoff: Isst man sie von Hand? Oder mit Gabel und Messer…?»
«Ich werde beide Varianten decken – Fingerbowle. Und Besteck…»
Sie machten dann drei Probe-Essen.
Mit und ohne Besteck. Aber immer ohne Nuggeln.
«Seine dritte Frau ist nur seine Lebensabschnitts-Partnerin. 35 Jahre jünger. Und eine ledige ‹Bitterli›…»
«Na ja – bitter für sie. Aber man kann im Leben nicht alles haben…»
ER SCHAUTE SIE GEREIZT AN.
«Am besten, du schweigst dann beim Essen!», fügte er dazu.
Die Fast-Gattin entpuppte sich als reizend – so eine Art Natur-Mädchen, die Lucie in die Küche folgte: «Kann ich mich nützlich machen…diese Männer-Gespräche gehen mir derart auf den Sack…ohhh Spargel. Das hatten wir jetzt erst zehn Mal diese Saison!»
Sie ging dann von Hand ran und schlürfte wie «Nuggel-Norma» an den Stengeln.
Lucie nickte ihr wohlwollend zu. «So schmecken sie am besten…»
CEO GANS-LUSTENBERGER SÄBELTE DEM SPARGEL KNALLHART DEN KOPF AB.
SO BRUTAL!
«Wie er wohl mit den Köpfen seiner Untergebenen umgeht?», dachte Lucie.
Der Chef stützte den lahmen Spargel mit der Gabel...», schwärmte Alex beim Abräumen: «Der Mann hat Stil!»
«Er ist ein borniertes Arschloch», antwortete Lucie eisig.
Dies ohne Stil.
Aber aus frohem Herzen.
