Lilli fühlte sich allein.
SIE STECKTE IN EINEM TYPISCHEN VOR-KARFREITAGS-TIEF!
GRUND: OSTEREIER! Mal bunt. Mal einfarbig. Daneben: HASEN.HASEN.HASEN.
NUR DANN UND WANN EIN HUHN.
WO BLIEB DA DIE HÜHNERQUOTE!
Lilli hatte jetzt wirklich den ganz grossen Durchhänger: SCHON ALLZU LANGE WAR KEIN HASE MEHR ZU IHR GEHOPPELT.
Es gab für sie keine Schoko-Ohren.
Und schon gar nicht dieses versteckte Pralinen-Ei von ihrem «Hasi», das sie jedes Jahr am Ostersonntag suchen musste.
ES LAG IMMER IN DER WASCHMASCHINEN-TROMMEL.
«Hasi» hatte dann in den Bergen den Bock gemacht. Die «Jungfrau» war zu viel gewesen – trotz täglich zwei Trainingsstunden an der Kletterwand.
ER HING SCHLAFF AM SEIL. EXIT – MIT ZWEI ENZIAN IN DEN FINGERN.
So feierte sie Ostern mit zwei Enzian. Aber ohne ihren «Hasi».
Gedankenverloren fischte Lilli nun das Paket mit den harten Eiern aus dem Eiskasten. Moralische Tiefs bauten ihr stets ein Hunger-Hoch auf.
Das erste Ei hatte einen Sprung. Lilli schnupperte an der Schale. Sie schmeckte nur Farbenspray. Also: ab in den Kübel.
Sie klopfte das zweite an. Versuchte die Schale abzuschälen. Doch da kam das Ei gleich bis zum Dotter mit.
Beim dritten dasselbe.
DAS VIERTE DÜTSCHTE SIE JETZT NUR GANZ ZART AN.
Es sah aus wie ein römisches Mosaik. Die einzelnen Splitter klebten jedoch härter als Politiker auf dem Sessel. JA, WUSSTEN DIESE FEUCHTFÜRZE IM WARENHAUS NICHT, WIE MAN EIER RICHTIG KOCHT?!
Immer hatte sie diese eiskalt abgespült.
DIE SCHALE LIESS SICH DANN WIE BUTTER SCHÄLEN.
Und hier? – DIESE OSTEREIER WAREN DIE GANZ GROSSE UHU-KLEBESCHAU!
Das fünfte konnte sie endlich von der rötlichen Schale lösen. Es liess aber Farbe auf dem Weiss zurück. Und sah aus, als leide es an Nasenbluten.
Beim letzten klebte alles an allem.
Zurück blieb ein Dotter. Und der war dunkelgrün…
ZIEMLICH LAUT VOR SICH HIN GACKERND GING LILLI IN DEN HINTERHOF. SIE ENTSORGTE DIE OSTERGESCHICHTE IN DER BIO-MÜLLHALDE.
ES LAGEN NOCH VIELE ANDERE ANGEEIERTE SCHALEN DORT.
Alois Löffel schaute Lilli lächelnd an: «DAS KANN EINEM ZÜNFTIG AUF DIE EIER GEHEN, NICHT?!»
Sie hatte schon immer ein bisschen für Alois Löffel geschwärmt. Er war Physiklehrer gewesen. Und das Schönste: schon früh Witwer.
Nun grinste er: «Meine sind auch da drin…»
«Das wollen wir aber nicht hoffen», kicherte Lilli. Sie galt im Freundeskreis als leicht frivol. Aber ihr moralisches Tief war seit Herr Löffel abgezogen.
«MEINE FRAU HAT UNSERE EIER NOCH MIT GRÄSLEIN UND ZWIEBELSCHALEN GEFÄRBT…»
Lilli nickte heftig – «genauso habe ich es auch immer gemacht. Die klebten nie!»
Herr Löffel schaute Lilli nun mit einem Blinzeln an: «Vielleicht sollten wir’s einfach wieder mal auf die gute, alte Art versuchen … Was meinen Sie, Frau Lilli?»
SIE VERSUCHTEN ES. UND ALLES LÖSTE SICH WUNDERBAR.
KLAR: Wir wissen natürlich, dass dies nur eine Ostergeschichte ist. Denn Lilli hat noch zwei Schachteln Farbeier bis zum Dotter durchgeschält.
UND HERR LÖFFEL KLOPFTE AUF SEINEM I-PAD DAS PORTAL «HASE SUCHT HÄSIN» DURCH.
Da hat das Leben wieder einmal eine Geschichte falsch enden lassen.
KORREKTURTASTE!
Denn Weihnachtswunder dürfen auch an Ostern passieren…
DESHALB: IN DER WASCHTROMMEL IST EIN PRALINEN-EI VERSTECKT!