Der Schmerz war höllisch.
Hans blieb stehen. Er konnte seinen Fuss nicht mehr bewegen.
Schweissperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Gottlob fuhr ein Taxi vorbei.
Hans winkte.
Und das Taxi brachte ihn nach Hause.
Schon auf der Treppe rief er: «Lore!»
«Stör mich nicht – ich bin am Telefon!».
«LORE – LOORE VERDAMICH!»
Sie erschien unter der Türe: rosiger Hausanzug mit eingewobenem Teddy-Bär auf der Brust. Und darunter in Relief-Schrift: «DAD’S LIEBLING!» .
Ihre vier Lockenwickler zitterten gereizt:
«WAS SOLL DIESE OPER! KANN ICH VIELLEICHT EINMAL IN RUHE MIT ERNA TELEFONIEREN, OHNE DASS…»
Sie sah die Schweissperlen.
Sie sah das käsige Gesicht.
Sie hörte sein Wimmern.
Eine eisige Hand griff an ihr etwas üppiges Herz:«Brummibär?!...umshimmelswillen… ich helfe dir…»
SIE EILTE ZU IHREM GATTEN. NAHM SEINEN RECHTEN ARM UM IHRE SCHULTER. UND HIEVTE IHN IN DEN ZWEITEN STOCK HOCH!
Brummibär lag auf dem Bett, als der Arzt kam.
LORE FLATTERTE DIESEM ENTGEGEN: «Ach Herr Doktor…ich vermute, es ist ein Bein-Infarkt oder so…Fieber hat er keins…aber Sie sind ja der Fachmann und…»
«Eben!», sagte Doktor Gallik kalt.
Er schob Lore auf die Seite. Und machte sich über den Kranken her.
DREI MAL HÖRTE LORE IHREN BRUMMIBÄR AUFSCHREIEN.
«Tut das weh?»
«Fragen Sie nicht so saublöd…würde ich sonst schreien!».
Gallik griff noch einmal zu. Hans brüllte. Verkniff sich aber weitere Bemerkungen.
Der Doktor nahm nun Lore ins Visier: «Was hat er gestern gegessen?»
Sie ging gleich an die Decke – die vier Lockenwickler protestierten synchron scheppernd: «DAS ESSEN WAR ABSOLUT IN ORDNUNG. ICH ASS JA DASSELBE…»
«WAS? ICH HABE GEFRAGT : W A A A S?»
Lore fand diesen Arzt den letzten Arsch:«Suppenfleisch. Gestern war ja Donnerstag…»
Doktor Galllik machte ein schlaues Gesicht: «So? – Mit Markbein?»
«V i er Markbein – die sind meinem Brummibär das Liebste!».
Doktor Gallik seufzte: «…und am Tag vorher?»
«Fondue – die Spezialmischung. Dazu Bündnerfleisch…»
«Aha» – nickte nun Gallik.
«…mit Perlzwiebelchen!», schob Lore noch etwas Gesundes nach.
Der Arzt hockte sich ans Fernsehtischchen. Und begann zu schreiben: «DREI MAL TÄGLICH EINE PILLE. UND DANN NOCH EINE GEGEN DIE SCHMERZEN!»
Er reichte Lore das Rezept : «Da. Vor den Pillen muss er etwas essen…»
«Es ist noch Suppe da!».
«KEINE FLEISCHSUPPE. KEIN KÄSE. KEINE TIERISCHEN FETTE…AM BESTEN ÄPFEL UND KORN!»
Lores Lockenwickler zitterten: «Was ist es denn?»
«Vermutlich ein Gichtschub…so wie er gegessen hat, musste das ja kommen…».
Als der Arzt gegangen war, kam Lore zu Hans ans Bett: «Ach Brummibär…bin ich aber froh…es ist nur die Gicht…ich dachte schon, du seist schon bald nicht mehr auf dieser Welt …»
HANS RAPPELTE SICH MÜHSAM AUS DEN KISSEN HOCH: «HATS NOCH VOM SUPPENFLEISCH...?»
Als sie bereits im Gang stand, rief er ihr nach: «Und Lore – LOOORE. BRING NOCH DIE METTWURST!».
Sie protestierte lahm:« Eigentlich solltest Du nur Korn und Äpfelchen…»
«LECK MICH!» – brüllte es.
Am Abend telefonierte Lore dann doch noch mit Erna: «Ach Liebes. Ein Tag zum Vergessen: Hans hat die Gicht. Und ich bin tatsächlich mit den Lockenwicklern im Haar in die Apotheke gegangen!»
