Lalalaaa...

Der Mann tönte charmant. Er war am Telefon. Er hatte Elsi beim Bügeln unterbrochen.

EINE NETTE ABWECHSLUNG.

«Sicherlich haben Sie Internet, liebe Frau Elsa…» – Klar. Hatte sie. Manchmal skypte sie auf dem iPad mit ihrer Grosstochter Lara in Australien. Sie hatte eben den Fortgeschrittenenkurs für «Surfen im Alter» bei Pro Senectute bestanden.

«…und beim Surfen kann es mitunter Probleme geben: Sie kommen nicht rein und das Bild ist verschneit…»

OH JA! DAS KANNTE SIE NUR ZU GUT: ein verschneites Australien und unverständlich verhackte Sätze von Lara.

«Ich bin Ihr Swisscom-Freund, Frau Elsa. Und ich rate Ihnen zu einem Glasfaser-Anschluss…alles besser, alles schärfer, alles swisscommod!!»

Der Mann war wirklich ein lustiger Vogel.

«WIR BEKOMMEN EIN GANZ SCHNELLES INTERNET, WOLFI…» jubelte sie, als ihr Alter vom Kegeln heimkam.

«UND ICH BEKOMME ZUERST EINMAL EIN BIER, ELSIE!» – «Ja Wolfi!»

Zuerst kamen Arbeiter, die alles untersuchten. Sie klopften Wände ab. Stellten Fragen wie wo die Büchse mit den Glasfasern sei…und wer im Haus auch noch so etwas habe… Dann: «Es ist ein bisschen schwierig mit ihren vielen Kabeln. Alles verstopft…vielleicht müssen wir aufbrechen …»

«Sie tun, was Sie tun müssen», lächelte Elsa die jungen Männer an. Und stopfte sie mit Hausgebackenem. Dann wurden Wände aufgebohrt und Böden aufgerissen.

Drei Wochen später meldete sich wieder Swisscom am Telefon: «Sie bekommen Glasfaser-Anschluss…herzliche Gratulation zu diesem Entschluss…zuerst müssen wir das Kabel ziehen. Und das Büchslein installieren. Ist jemand daheim…»

«ABER SICHER!», jubelte Elsie. Und backte schon mal Vanille-Gipferl auf Teufel komm raus. Dann stellte sie eine Flasche Prosecco kühl – damit wollte sie dann Lara ins Känguru-Land zuprosten. KRISTALLKLAR – wie man es ihr versprochen hatte. Am Vortag war wieder nur Sandkorn-Programm gewesen.

Als alle Leitungen gelegt, die Glasfasern im Kästchen und die Kabel-Männer wieder vollgestopft mit Süssem gegangen waren (vorher hatten sie genickt: «Alles paletti, Frau Elsa – jetzt können Sie lossurfen») – wie nun also alles im Kasten war (diesmal wörtlich), wollte sie die grossartige Neuigkeit zuerst einmal ihrer Freundin Marthe mit einem Whatsapp-Plausch durchgeben.

Aber das Strichschirmchen rotierte. UND SACKTE DANN ZUSAMMEN: KEIN EMPFANG.

DIE GLASFASERN STREIKTEN.

Etwas ratlos rief sie die Nummer der Swisscom an: «Lalalaaaaa…» eine Musikwolke hiess sie auf einem andern Planeten willkommen. Leider blieb es dabei. Igendwelche Automatenstimmen forderten Elsa auf, eine Zahl zu drücken. Aber sie fand die Brille nicht…

«Lalalaaaa…» Als sie die Billle endlich aufgesetzt hatte, schwebte sie mit tausend andern Gestrandeten in einer langen Warteschlage auf der Swisscomwolke: «Lalalaaaa…»

Als sich nach zwei Sunden endlich jemand meldete: «Lalalaaa…mein Name ist Frau Bitterli, wie kann ich Ihnen helfen…», da stellte sich heraus, dass Frau Bitterli nur für unbezahlte Rechnungen verantwortlich war.

«Lalalaaaa…» Als dann nach drei Tagen ein Telegramm aus Sydney ANKAM: «OMI – VERMISSE DICH. WAS IST PASSIERT…?», da dingdongte gleichzeitig eine SMS-Mitteilung auf ihrem Handy: «Sie sind seit drei Tagen angeschlossen, Frau Elsa. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH. Probleme? – Suchen Sie einen Swisscom-Freund in Ihrer Strasse…»

Völlig entnervt drückte sie wieder die Swisscom-Nummer. «LALALAAAA…»

Dann brüllte sie in die Wolken: «Ich such einen Swisscom-Freund…»

Draussen klapperte Wolfi mit den Schlüsseln: «Da kannst du lange suchen, Elsilein – die Swisscom hat keine Freunde. ABER HATS NOCH EIN BIER FÜR DEINEN WOLFGANG?»

«Lalalaaaa…»

Freitag, 16. Februar 2018