Magenbrennen

Wolfi dröhnte sich zu: Chips... Nüsschen... UND PROSECCO DIREKT AB FLASCHENHALS! Er war alleine daheim. Und brauchte niemandem zu gefallen. DESHALB RÜLPSTE ER AUCH SCHAMLOS LAUT.

Schamlos war ebenfalls seine Situation: Eva hatte ihm vor vier Wochen den Rücken gekehrt. Und Wolfi alleine in der Penthouse-Wohnung zurückgelassen.

Sie hatte Lippenstift an seinem Armani-Slip entdeckt. DER REST WAR DRAMA.

Okay. Er hobelte gerne Weiber ab. Dafür waren die ja da. Und er hatte das immer getan, ohne dass Eva die saure Gurke raushängen liess. Und jetzt haute sie einfach mirnichtsdirnichts ab! DUMME KUH! WEIBER EBEN.

Sie konnte sich weissgott nicht beklagen: eigenen Zweitwagen...und jeden dritten Tag eine Putzhilfe: die polnische Olga. WOWWW! HEISSE GEIGE!

Aber die blöde Zicke: Sie hatte ihn einfach abblitzen lassen.

Der Haushalt sah NUN nach vier Wochen übel aus. Olga tat nur das Nötigste. Sie würdigte Wolfi keinen Blickes: typische Ostblock-Tusse – absahnen. Und fertig!

Er köpfte eine weitere Flasche. Hooverte sich mit Pfefferchips den Hals voll. Und erwachte um drei Uhr morgens mit höllischem Magenbrennen.

Klar – die Kombination Chips/Prosecco war so geladen wie Trump und Kim Jong Un in einem Faltboot.

Er wackelte durch die Wohnung. UND Untersuchte Schubladen. NICHTS.! NIRGENDWO AUCH NUR EINER DIESER KREIDIGEN BRENN-BLOCKER , WENN DIE MAGENSÄFTE FEUERWERK SPIELTEN! Der Magenbrand wurde immer heftiger. PLÖTZLICH KAM WOLFI DIE ERLEUCHTUNG: IM AUTO HATTE ES NOCH TABLETTEN. DIE WAREN IMMER DORT. ZUR SICHERHEIT. DENN WOLFIS MAGEN FEUERTE AUCH NACH KAFFEE MIT FRÜHSTÜCKSGIPFEL.

Er schlüpfte in die Pantoffeln. Griff nach den Autoschlüsseln – dann schlurbte er in der Unterhose (diesmal D&C) über den Kies zum Wagen. Und hörte gerade noch, wie die Hausstüre zuschnappte.

«DAMMI!» – Wolfi brüllte es laut heraus. Er hatte den Hausschlüssel oben liegen lassen.

ES WAR EINE NOVEMBERNACHT. BEREITS WINTERLICH FROSTIG. UND DA STAND ER NUN IN SEINER UNTERHOSE! Das einzige wärmende Feuer, das brannte, loderte in seinem Magen.

Im Auto gabs nur eine einzige, verbröselte Rettungspille. DIE HATTE EINE WIRKUNG WIE EINE PIPETTE BEI DER FEUERWEHR. Gottlob war da zumindest die Hundedecke (Eva hatte den Köter natürlich mitgenommen!).

Wolfi wickelte sich ins Kratzende. Und wartete auf den grauen Morgen.

Der kam. Und mit ihm – gottlob – auch Olga. Er liess das Autofenster einen Spalt breit runtersurren. Und brüllte «Olga...hier...HIER!!...holen Sie mir den Morgenrock!»

Als Olga ihn sah, schrie sie gellend auf. Und rannte ins Haus. Wolfi jagte ihr nach. Und hielt die Polin bei der offenen Tür am Rock fest: «ICH WILL DA REIN, DU BLÖDE ARSCHGEIGE!»

Er sah gerade noch, wie die Gygax, diese alte Tratsche vom Hochparterre, das Handy zückte. Und dieses wie das Kreuz Christi gegen ihn hielt.

Als er eine Stunde später beim Bäcker vor dem Tresen stand, hatte das Video der Gygax bereits 189 «likes». «Die Gipfeli sind heute ein bisschen kurz gebacken, Herr Wälterli!» – Die Kundinnen lachten sich einen Schranz über das Bonmot der Bäckerin. Nur Wolfi Wälterli lachte nicht.

Die Scheidungsrichterin verurteilte ihn zum schuldigen Teil: «Sie sollten sich was schämen, Wolfi Wälterli. Selbst in der Unterhose meinen Sie den feurigen Macker geben zu müssen...!»

«Magenbrennen!», flüsterte er nur. Und tastete hysterisch seine Kitteltasche ab. ER FAND DIE RETTENDE LUTSCHTABLETTE.

Und sah eben noch, wie im Gerichtssaal die Gygax und diese Schlampe von Olga mit Mittel- und Zeigefinger ein V-Zeichen an Eva signalisierten.

Freitag, 10. November 2017