Gertrude war schon auf 100, bevor sie das Haus verliessen. «Wenn die wieder ihre Ferienfilme zeigen, gehe ich mit Migräne ab …»
Max grinste: «Cool dich runter, Hasi!»
Eine Einladung bei den Mattmüllers war – verdammt nochmal! – ein Must. Sie pflegten geschäftliche Verbindungen. Da konnte man so eine Party nicht einfach schwänzen.
Sein Problem war Hasi. Eigentlich: Gertrude. Leider nicht der gesellige Typ.
Hasi trinkt keinen Alkohol. Und schaut jeweils auf den Hund der Gastgeber, als würde ihr die Pest entgegenwedeln: «ICH HABE EINE HUNDEALLERGIE!»
Die Köter jaulen dann weggesperrt hinter Schlafzimmertüren. Und natürlich hat die Gastgeberin kein Mineralwasser halb-halb.
Auf dem Heimweg hatte Max damals Gertrude gründlich zusammengestaucht: «WAS SOLL DAS MIT MINERALWASSER HALB-HALB? – SPINNST DU EIGENTLICH? DU HAST FRAU MATTMÜLLER DEN ABEND VERSIEBT!»
Das kam total in den falschen Hals: «ABER HALLO – WER SPINNT DENN DA! – DIESER AUSGELEIERTE DACKEL HAT MIR LETZTES MAL SCHON AN DEN STRÜMPFEN GEHANGEN UND AN MEINEN WADEN RUMGERAPST. BIN ICH EINE DACKEL-NUTTE?! …»
«Du trägst stets diese schwarzen Netzstrümpfe – Kunststück, dass ein Dackel durchdreht!»
Hasi trat über alle Ufer:
«… DANN DIESER HEIMGEBASTELTE FERIENKNÜLLER VOM TRAUBENLESEN IN DER TOSKANA: Mammi Mattmüller am Rebberg … Mammi Mattmüller im Bottich … Mammi Mattmüller mit Vollhorn … DIES 90 MINUTEN OHNE WERBEPAUSE!»
Gertrudes Stimme wurde schrill wie der Piepton bei nicht angeschnallten Gurten: «Da bitten sie kotzprotzig zur Party. Und lassen diesen Gähn …Gähn …Gähn … Marathon los. ALLES OHNE HALB-HALB! Vielmehr törnt sich jeder mit Tonnen von diesen beschissenen Cocktails zu. Nach dem vierten Glas wird Mattmüllers Opi gesellig und schleimt sich mit seiner rauchergelben Zahnprothese an meine Brust – DANKE. DAS BRAUCH ICH NICHT.»
«ABER ICH BRAUCHE ES. ZUMINDEST DEN MATTMÜLLER …», brüllte Max im Auto.
In seiner Wut hatte er die Ampel übersehen. Es wurde sofort taghell. Und Gertrude meinte spitz: «Da du nicht George Glooney bist, vermute ich, dass das ein Polizei-Blitz war …»
Zwei Jahre später waren sie wieder auf dem Weg zur Mattmüller-Party. Und Max versuchte auf der Hinfahrt gut Wind zu machen: «Sie parkiern den Hund bei einem Dog-Sitter. Opis gelbe Raucherzähne haben vor zwei Monaten ins Gras gebissen. «ALSO REISS DICH AM KORSETT. UND KOMM DER ALTEN NICHT WIEDER MIT DIESEM BEKIFFTEN HALB-HALB, HASI!»
«Mögen Sie einen Schluck Bowle?», hielt Frau Mattmüller zur Begrüssung ein Bauchglas entgegen.
Gertrude lächelte eisig: «Hats Mineral? Halb-Halb?»
«Sie meinen demi-pétillant?», eiste die Gastgeberin zurück. «Aber sicher …» Dann bellte sie ihre Haushaltshilfe herbei: «Vom Altenheim-Wasser mit dem blauen Etikett, Lucia!» Und dann zu Gertrude: «Im Alter wird die Darmlandschaft empfindlicher, nicht wahr …»
Max war so sturzbesoffen, dass ihm Hasi den Schlüssel abnahm. Und das Auto echauffiert heimchauffierte. «Demi-pétillant!!!», äffte sie die Gastgeberin nach. «Diese dumme Sau zieht hier die Nobility-Show ab, während diese Lucia Hahnenwasser in eine Karaffe abfüllt und zwei Sprutz Eptinger reingibt. SO ETWAS SOLL HALB-HALB SEIN?! EIN SCHEISSDRECK IST DAS!»
Hasi gab jetzt so richtig Gas. Im doppelten Sinne: «Mit diesem Pack will ich nichts mehr zu tun haben, Max …»
ROTE AMPEL. UND ES WURDE WIEDER TAGHELL.
«Ob wohl George Glooney unterwegs ist …?», brüllte Max. Und keuchte vor Lachen über seinen Witz.
Offen bleibt die Frage: Was ist halb-halb…?