Oersi hat Schuld.
Die Katzentante aus Basel hat uns in den Jammer geritten.
IN DEN KATZENJAMMER - KATZEN gross geschrieben.
Im Herbst besuchte sie uns auf der Insel mit Sack, Pack und Kittekat.
Will sagen: u n s liess sie links liegen. Sie belegte nur mit „JUHUUU – DA BIN ICH“ das Doppelbett im Alleingang. Dann belegte sie sämtliche Katzen. Und das Gemüt unseres katzenfeindlichen Gärtners Gianni: „NARKOTISIERT DIE TANTE – ABER SUBITO!“.
Oersi wurde zum Manna unserer wilden Umgebung. Die Maremma-Rinderschlachter, der toskanische Hühnerzüchter-Verein und die heimische Dosenfabrik „ GOODIES FOR CATS“ riefen sie zur „KONSUMENTIN DES JAHRES“ aus. Sie hatte mit ihren Einkäufen in sechs Tagen den Umsatz der letzten 25 Jahre eingefahren.
Bald schon miaute sich das „Wunder der Katzenfee“ im streunenden Miezen-Volk herum. Katzen-Telegramme wurde verschickt. Verwandte Rollis und Miezen von den Nachbarinseln eingeladen. Ja im Nu unser schöner Fleck Insel-Italien zu dem, was es in den 60-er Jahren mal war und dann wieder verloren hat: DER SONNIGSTE MEETING-POINT AUF DEM STIEFEL. ALLERDINGS NUR FÜR KATZEN.
6 Tage lang spielte die alte Katzen-Oersi aus Basel auf der Insel die Mutter Courage aller Ranmmel-Miauzer. Dann haute sie einfach wieder ab. Und liess uns mit den Rechnungen der Grosslieferanten sowie einer Katzenfamilie, welche das zahlenmässige Ausmass der Bewohner Südindiens angenommen hat, zurück.
JA HALLO ! HAT DA EINER KURZ GELACHT?
W I R NICHT!
Meine drei Hausputzerinnen, jagen mir bei der Ankunft auf der Insel heulend entgegen: „Catastrofa! Catastrofa – wir haben die Katzenflut, Signore. Und unsere Männer können keine Katzenbraten mehr sehen!“.
Die guten Weiber haben sich zuerst über den Reichtum der Natur gefreut und aus dem Überfluss eine Tugend gemacht. Sie knallten die von Maremma-Gehacktem und „GOODIES FOR CATS“ noch immer fetten Biester einfach in die Pfanne. Beizten alles mit dem sehr starken Inselwein . Und würzten das Fleisch mit dem nun bläulich blühenden Rosmarin vom Wegrand.
Zugegeben - die Kombination war nicht das, was im Gourmetführer mit „Halleluja“ aufgeführt würde. Aber die Männer schluckten es, so wie sie gewohnt sind von ihren kämpferischen Frauen alles zu schlucken.
Als dann jedoch alle im Hafenort mit Katzenpelz-Käppchen und Katzenfellstiefeln herumliefen – als gar Pater Ernesto auf seinem schwarzen Pfaffenrock ein Tigerpelzchen trug, da wurde es dem Bürgermeister doch zufiel. Er schlug nach dem Sonntags-Gottesdienst das Kreuz und bellte: „JA HABEN EUCH DENN DIE KATZEN INS GEHIRN GESCHISSEN?!“. Dann jagte er in Eile davon, nicht ohne vorher die Hand des Padre zu küssen. Doch die steckte in einem Katzen-Muff.
In der grossen Not mailte Innocent nach Grossetto hier sei auf der Insel die Katzenepidemie ausgebrochen. Seit zwei Monaten habe jeder einen Floh im Ohr. Die Katzen-Krätze. Und den Miezen-Wahn. HILFE SEI UNVERZÜGLICH HERZUSCHICKEN!
Doch wie immer in Italien, mussten zuerst 23 A-4-Verwaltungsblätter im Doppel ausgefüllt werden, bis irgend ein Zufälliger entscheiden durfte, wie und was zu tun sei.
BIS DAHIN HATTEN DIE KATZEN BEREITS 4 MAL FRISCH GEBOREN.
In der Nacht hebt jeweils auf dem Südteil der Insel ein aufgegeiltes Jaulen und Wimmern an, dass man glauben könnte, die Swinger-Parties dieser Welt hätten hier ihre Zentrale aufgemachgt.
Deshalb doppelten dann auch die Beamten vom Ort mit der Rechtschreibehilfe von Innocent nochmals punkto Unterstützungsbegehren in einem URGENTE-Schreiben an die Administration von Grossetto nach: „KEIN MENSCH KANN HIER MEHR RUHIG SCHLAFEN!“. Und wir alle wissen: ein guter Beamtenschlaf ist brieflich verbürgt.
So kommt es, dass nach drei Monaten plötzlich ein kleines Männchen an unser verriegeltes und verrammeltes Haus poltert.
Wir haben Zustände wie bei Hitchcocks „VÖGEL“. Nur dass es hier KATZEN sind. Seit die Dosenfütterung eingestellt ist und die regionaen Rinder-Händler mit ihren sturen Rinder-Grindern kein Katzenfleisch mehr liefern wollen (alles nur weil noch ein paar Milliönchen Euros „offen“ stehen) – SEITHER GEHT’S HIER ANS LEBENDIGE! Wir können das Haus nicht mehr verlassen, ohne dass sich die Biester in Herden auf uns stürzen. Sie blinken so schauderhaft mit ihren Zähnen , wie die Kembserweg-Omi , als sie die neue Prothese ansaugte. Und sie taxieren uns wie die Ferhsehkatze das kleine Büchslein Katzenmampf, welches die nette Frau im Werbespot mit einem Blättlein Dill anrichtet. UNSERE KILLERKATZEN WÄREN ALLERDINGS BEREIT UNS AUCH OHNE DILLZWEIG REINZUHOOVERN!
Inmitten dieses Hitchcock-Szenerie pocht es also an die verschlossenen Läden: „SIGNORI…SIGNORI…ICH BIN DER DELEGIERTE VON DER COMMUNE AUS GROSSETTO!“.
Erleichtert öffnen wir dem Retter in der Not. Er kickt brutal noch vier, fünf Katzen, die bereits seine (alleridngs sehr magern Beinen) angenagt haben ins Juhee. Dann klopft er sich den Wintermantel ab: „Das ist ja lebensgefährlich, Ragazzi!“.
Aus seiner Mappe schält er ein Schreiben im - A-4-Format.
„Sie kommen verdammt spät!“, kann es sich Innocent nicht verkneifen.“Und wo ist die Armee mit den Katzenkillern…“
Das Männchen beäugt unsern Freund gereizt: „Ich bringe hier lediglich die Bestätigung im Doppel, dass wir Ihr SOS-Schreiben empfangen haben – wollen Sie mir die Formulare bitte quittieren…“
Daraufhin haben wir das Männchen den wilden Biestern vor der Türe vorgeworfen. Und ich erwache endlich schweissgebadet aus diesem Katzen-Horror-Alb.
Auf der Bettdecke liegt „Ernesto“, unser älteste Inselkater . Er pennt sich auf seiner Schmusedecke einen ab. Vor dem Haus melden sich seine Gespielinnen. Sie miauen nach übriggebliebenem Suppenfleisch und Hühnerknochen.
Ich schaue gerührt aus dem Fenster: „Ihr Schätzchen…“
Es sind nur etwa 30. Und damit können wir leben.