Von Mozis Geburi und Liesels fallenden Palatschinken

Donnerstag - Als Liesel anrief, hatte sie wieder diese Stimme so süss wie 1000 Mozartkugeln: «Na ihr lauserigen Buaberln. Kommts nach Salzburg, wo sie heuer den 200sten Mozi feiern...»

«Aber Lieselchen. Der Mosi war doch Münchner. Und der ist tot...», gurrte Innocent total auf Touren in den Hörer.
«MOZART, du Schafskopf!», kickte ich Innocent das Telefon aus den Fingern. Und flötete in die Muschel: «Dei Riesenbuaberl hat mal wieder seine Verstärkungs-Lauscherl nicht drin. Also - rüsche deine Röcke, straffe dein Mieder. Wir kommen!»
«Au da frai mi aber ganz wild - und bringts diese wunderbore Crème mit, wo ein zartes Häuterl macht...»
«Sie will die?Runzel-Creme? von Balanciaga», gab ich Innocent den Auftrag weiter. Eine Tube so gross wie dein Stiftzahn kommt auf 300 Eier. Wir bringen ihr ein Bügeleisen - das glättet billiger...»
«Für Liesel ist mir nichts zu teuer», sülzte Innocent verklärt.
UND DAS MIR. Wo er eben eine Riesenoper losliess, nur weil ich vom Ausverkauf 3 für 2 Paar Shorts heimgeschleppt hatte.
Ok. Sie haben farblich das «Pink» einer zu heiss gebadeten Sau und vielleicht ist die Aufschrift «MOTHERFUCKER» über dem Hosenschlitz auch nicht das Originellste, was die Mode in den letzten fünf Saisons hervorgebracht hat.
ABER SIE HABEN MEINE GRÖSSE.
«So gehst du mir nicht auf die Strasse - SO NICHT. Was werden auch die Kinder denken?» So kleinlich ist Innocent.
Welche Kinder?
Wir wohnen in einem Quartier, wo alles mit Kondomen zu schlafen scheint. Jedenfalls herrscht über den Spielplätzen diese triste Einsamkeit, die man ansonsten nur noch in den Bürogebäuden des Staates findet. KEINE MENSCHENSEELE. Die Schaukel schaukelt leer im Wind - UND NIRGENDWO AUCH NUR EIN EINZIGER KUCHEN IM SANDKASTTEN.
Aber zurück zu Liesel, die uns vor ihrer Holzhütte mit dem Holz vor der Hütte erwartet.
Lieselchen hat ihre zwei «Palatschinken» wie Innocent die fleischigen Klösse spassig nennt, mittels eines Korsetts so hoch geschnürt, dass sie kaum darübersieht. Mein lieber Freund, der sonst bei jedem dampfenden Gnaagi die Schwalbe und «igittigitt, deckt das zu - mein Magen dreht sich», macht - dieser verlogene Schleimer also, hackt sich in den Fleischberg rein. Krault Liesels leicht gebuckelten Rücken. Und schnurrt Kosendes wie «ach mein süsses Palatschinken-Mädchen» und «Ja wo iss sie denn, die Dudeldei-Dildi-Drullala-Schatzimaus...?»
Dabei muss er dann in seiner gewohnt tollpatschigen Art an jene Korsetthäftchen gekommen sein, die im Leben einer Frau alles zusammenhalten.
Jedenfalls gabs einen Aufschrei lieselseits. Dann polterte ihr Obst talwärts und sackte tosend ab, wie diese Felsnase am Eiger - nur dass es hier das Schreckhorn war («dieser Witz wurde dem Autor von Conférencier?Spässle-Max? aus Kiel gratis überlassen» - der Verlag)...
«Ja was hat denn dein dummer Mozi-Buab wieder angestellt...», jammerte Innocent, als er die Bescherung sah.
Liesel schickte ihm einen derart eisigen Blick, dass selbst die 34 Grad im Schatten so tief runtersackten, wie die Möpse der Gastgeberin.
Na ja, in dieser kritischen Phase fand ich es an der Zeit die Faltencreme hervorzuzaubern, damit sich die Stimmung von Beethoven auf Walzer-Strauss drehen konnte...
«Ihr saad Schatzen-Buaberl», flötete Liesel. Und es waren wieder 34 Grad.

Freitag - Mozis 200. Geburi, der neue Pass der Netrebko und Figaro hier, Figaro da - das sind so die Themen, welche die Salzburger und so auch Liesel in Atem halten.

Wir werden von Empfang zu Empfang geschleppt und als «des sinn maine Schweizer Sennen-Buaberln mit der lustigen Musi in der Hosen» vorgestellt.
Natürlich ist es Innocent peinlich, weil dann alle auf meinen MOTHERFUCKER-Schlitz stieren. Aber die Salzburger haben nicht nur den Humer. Sie haben auch den Humor. Und eigentlich finde ich es viel peinlicher, dass Liesel jedes Mal durchgibt: «Und im Achtelsfinal saans dann auch die Schweizer ausgstiegen...»
IMMERHIN. WIR WAREN WENIGSTENS DABEI.
LIESELS LANDSMÄNNER HABEN BIS ANHIN IHRE SCHÜSSE NUR IM WIENER NEUJAHRSKONZERT ABGEGEBEN.

Samstag - MOZART also noch und noch.

Dabei habe ich eben in einem seiner Briefe nachgelesen, dass er Salzburg «mit seiner Traurigkeit in den Gassen» gehasst hat. Und die Weiber seien hier so hässlich wie «der Fuss einer Krähe». GUT - DAS WAR ZU EINER ZEIT, ALS BALANCIAGA NOCH KEINE KLEINE TUBEN GEGEN FALTEN VERKAUFT HAT.
In allen Geschäften gibts jetzt nicht nur die nach Mozi benannten Kugeln, sondern auch Kleider, die sie DIRNDL und JANKERL nennen.
Natürlich hätte ich liebend gerne so eine Krachlederne gehabt. Doch wie ich darin vor dem Spiegel stehe und mich kritisch von hinten betrachte, da ists aus mit der Freude. DAS LEDER WIRFT FALTEN UND ERINNERT AN EIN ABGETRAGENES NASHORN.
PS - ob Balanciaga eine Creme für und dagegen hat?

Donnerstag, 10. August 2006