Von Mecki, dem Igel und einem megamiesen Tag

Donnerstag SHIT! SHIT! SHIT!
Es gibt absolute SHIT-Tage.
Gestern war das so. Bereits um 07.12 Uhr der erste Absturz.
DINGDONG. Flimmern. Und weg war alles. 4987 Buchstaben im Nirwana der Elektronik verschwunden.
Ab ins All. Mit Direktflug zum Mars.
NA, DIE WERDEN SICH ABER FREUEN, WENN DORT IN DREI WOCHEN MEIN «MIMPFELI» ÜBER EINEN VERLIEBTEN IGEL ANKOMMT.
Für den Artikel habe ich gut drei Stunden gebraucht.
Ich meine: Zuerst lege ich mir die Geschichte zurecht.
Auslöser war in diesem Fall ein Igel. Er heisst Mecki, weil alle Igel Mecki heissen. Zumindest in meiner Kinderzeit war Mecki ein Begriff wie heute das Krümelmonster oder «UFO 3, das Killer-Team auf Playgame 4».
Mecki, den Igel, gabs als Postkarte. Aber auch als Stoffpuppe mit Igelbürstenschnittfrisur.
In jenen Jahren hat man Bürstenschnitte auch Mecki-Frisuren genannt.
ABER WIR WOLLEN HIER NICHT NOSTALGIEREN.
Wer von früher schreibt hat bekanntlich das Ablaufdatum längst überschritten. Also reden wir von gestern.
Und da war eben diese Geschichte über den Igel, der jeden Abend in unseren Garten kommt.
Er huscht vorbei wie eine alte Betschwester auf dem Aufriss. Die Schnecken aber kriechen plötzlich im Affenzahn unter ein braungedörrtes Farnblatt.
Und machen auf: «HUCH? DAS VERFRESSENE STACHELTIER IST MAL WIEDER IN ESCARGOT-LAUNE.»
Dann bebt ihr glitschigbrauner Körper in Aufregung.
Und wir lernen an den lieben Tieren, dass das menschliche Leben sehr tierisch ist. Wir beben ja auch. Nur ist es bei uns nicht der Igelmann, der das Grauen auslöst? sondern diese Fernsehsendung mit den Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Oder der FCB, der sich sucht und nicht findet.
Der Igel hat mittlerweile den Weg zum Friedhof eingeschlagen. Ich weiss nicht, was er dort will? aber man sagt, dass wegen den welkenden Blumen auf den Gräbern die Schnecken rumschleimen wie Politiker um ihre Wähler...
NUR GOTT KENNT DIE GEHEIMNISVOLLEN HIRNWINDUNGEN EINES IGELS.
Also habe ich die Geschichte eben etwas anders ausgesponnen und Mecki inmitten der Kränze unserer kürzlich verstorbenen Dorfschulmeisterin, der Mamsell Näägele, seine Igelpartnerin treffen lassen.
ANDERSRUM: Das Igelpaar chillte unter den welken Rosenblättern des Kranzes, den der Maire des Dorfes der Paukerin auf ihren Gang HINÜBER mitgegeben und in Goldschrift (auf Kunstseide) präzisiert hat: «Elle fût l?âme de notre village.»
SOLCHE SPRÜCHE MUSS DAS PAAR IN SEINEN LAUNIGEN GEFÜHLEN STARK BEFLÜGELT HABEN.
Es blieb nämlich nicht beim Chillen und einem leckeren Schneckenmahl...
Dies ist mir alles morgens um 04.30 Uhr wie der Honig aus der Wabe in die Tastatur gelaufen. Der Computerbildschirm formte die wunderbare Geschichte zu einem Knüller... letzte Korrekturen... letzte Frage: heisst es fût oder était?... letzter Zweifel: «Ach was? das überlassen wir der Korrektur!»
UND DANN EBEN: DINGDONG.
Alles weg.
NA, JETZT KÖNNT IHR EUCH ABER MEINE DONNERSTAG-MORGEN-LAUNE VORSTELLEN.
Natürlich blieb es nicht beim Dingdong. Auch bei der Kaffeemaschine zog ich die Arschkarte. «BITTE ENTKALKEN... BITTE ENTKALKEN...»
Der Treser war aber so kochend heiss, dass ich ihn mit einem markerschütternden Schrei auf den Boden fallen liess.
DER KAFFEESATZ DARIN TAT ES DANN DIESEM ROTWAMSIGEN POLIT-GEWERKSCHAFTER GLEICH? ER EXPLODIERTE SATZ FÜR SATZ...
Ich rief Innocent im oberen Stockwerk zu Hilfe. Aber ebenso gut hätte ich die Badenixen in der Wüste Gobi alarmieren können.
INNOCENTS APNOE-MASCHINE DÜSTE DURCH IHREN SCHLAUCH FRIEDLICH VOR SICH HIN? SO ALS WÜRDEN 500 MÄUSE IN KURZSTÖSSEN DIE NATIONALHYMNE PFEIFEN.
Dafür haben mich im Wohnzimmer dann hunderttausend freudig erregte Fruchtmücken an einem angebissenen Apfel erwartet.
Ich weiss, es tönt total schrill: Aber am selben Tag ist mir auch mein Natel durch die kaum fingerbreite Liftöffnung direkt in den Schacht gefallen.
DAS MUSS ZUERST MAL EINER NACHMACHEN!
Abends, als dann auch noch die Gartenbeleuchtung mit einem lauten Knall ausstieg, wollte ich schon mit der Welt hadern...
DOCH SIEHE DA! HÖRE UND STAUNE...
Ein leises Geraschel im ersten Herbstlaub. Da zuckelt Mecki an? MECKI AUF DEM WEG ZU MAMSELL NÄÄGELES FEUCHTEM GRAB.
Irgendwie fühle ich mich besser? der Igel hat mir den Tag gemacht. Und uns diese abgestürzte Geschichte aus dem Nirwana in den Computer zurückgeholt.

Donnerstag, 20. August 2009