Von Liesels Totalservice und dem Kindchen-Schema

Liesel hats getan! Sie hüpft aus ihrem roten Flitzer, nudelt ihre zwei Megamelonen in die richtige Position. Und explodiert in Vorfreude: «Jaa Bubaerln... wos soogts jetzt?»
WIR SAGEN GAR NICHTS.
Unsere Münder stehen offen wie Tunnellöcher. Innocents Augen glupschen eierkuchengross wie diejenige der Adelbodner Milchkühe, wenn ihnen eine gute Seele zwei Salzstangen entgegenhält.
«Na... naaa...» Liesel dreht sich wie ein wildgewordener Kreisel: «Na... naa... kennts my no...!?»
«Liesel?!», hauche ich.
«Liesel...», flüstert Innocent.
Und beide: «Was haben sie mit dir gemacht?»
«Ja a Vollrevision hob-y halt durchführn lassen... beim Doktor Bügler... sa Werbespruch haast:?Kaaner bügelt glatter als Bügler...?, lustig gell?»
«UMSHIMMELSWILLEN», murmle ich.
«UMSHIMMELSWILLEN», murmelt Innocent. Und beide aus einem Mund: «Und was sagt der Heinz-Hugo dazu?»
Später erfahren wir, dass mit Heinz-Hugo alles angefangen hat: «Der Hallodri hot alleweil no andern Weibsbildern gschtiert und da hob y gsagt:?jetzt gehts Lieserl zum Bügler und lässt sich mal so ganz neu durchprofilieren?... wos die Hanselmeier, wo unser Vis-à-vis und geiliger oss dem Bauer saaner Karnickel iss, also wos die kann, hob y mer gsogt, dess konn-y no lang...»
FORTSETZUNG DER GESCHICHTE: Die Liesel ist dann an den Tegernsee gefahren. Dort hocken alle diese Bügler mit ihren Kliniken. Zu Hause hat sie erklärt, sie müsse zu einer dringenden Operation. Der Heinz-Hugo hat wie immer nichts geschnallt. GAR NICHTS. Überdies kam ihm Liesels Weggang ganz kommod? STURMFREIE BUDE! («Jo, merkts wos?»)
Die Hanselmeier war nämlich eben frisch gefüllt und prallgestrafft von der Schönheitsklinik zurückgekehrt. Ihr Gesicht sah zwar noch immer aus, als wäre sie unter den Traktor gekommen. Aber sie hatte sich den Busen in italienischer Rundform auffüllen, die Pobacken fast zum Schulterblatt hochnähen und alles, was dazwischen wammelte, absaugen lassen. Heinz-Hugo interessierte sich eh nur für die italienischen Silikonformen, die beiden Hochgenähten und das Dazwischene. Kopf war und ist bei ihm auf der «Out»-Liste.
Sowohl Liesel als auch die Hanselmeier haben sich von Doktor Bügler einen Katalog zeigen lassen. Sie erfuhren, dass die meisten Operationen heute nach dem Kindchen-Schema durchgeführt würden: «Alle deutschen und österreichischen Fernsehansagerinnen sowie die Wetterfrauen und Waschmittel-Werberinnen haben jetzt diesen Kopf...» Bügler lächelte bescheiden: «Meinen Kopf, die meisten Modelle sind nämlich von mir. Ich nenne ihn Seehündchen-Look.»
«Seehündchen-Look?»? Liesel wollte kein Seehündchen sein. Aber Bügler bügelte alle Zweifel weg: «Zeigen Sie irgendeinem Menschen einen jungen Seehund. Und er wird in Entzücken ausbrechen: die grossen Augen, die lustige Nase... Es sind Babygesichter, die jetzt faszinieren. Wir müssen die Nasenlöcher runden, so dass man auch von vorne reinsehen kann; die Lippen blasen wir mit Hyaluron leicht auf und die Denkerfalten werden mit Botox weggespritzt.»
«Die müssen auch weg...», tippte Liesel an ihre Augensäcke, die vom argen Saufen kommen. Sie straffte mittels Daumen und Zeigefinger die Lachfalten glatt und sperrte die Augen auf.
«Ach, zwei Lachfältchen würde ich als Erinnerung an fröhlichere Zeiten lassen», meinte Bügler gutmütig, «aber bei der Nase nehmen wir wieder das Kindchen-Schema... stupsig. Und grosse Löcher...»
Als Liesel uns dies erzählte, war mir klar, weshalb heute bei jeder Moderatorin diese riesigen Nasenlöcher beben, durch die man bis zu deren Gehirn schauen kann (immer vorausgesetzt, dass sie eines hat).
Aber hallo!? Bei Busen und Lippen hat der geschäftshubrige Bügler dann doch etwas zu stark in die Trickkiste gegriffen. Liesel sieht aus, als hätte sie ein Paar Winterpneus über den Mund montiert? dies im Sommer! Und der Busen, der schon früher recht üppig war, steht nun auf amerikanische Art hervor, so dass die ganze österreichische Fussball-Nationalmannschaft darunter ein Hallen-Turnier durchführen könnte.
Und dann endlich kommt Innocent wieder zu sich: «Und was hast du für all dies bezahlt, Liesel?!»
ISSJAKLAR! Bei ihm liegt die Schönheit im Rubel. Als ob solche Möpse für Geld zu kaufen wären. (O.K., sind sie!)
«Also die Madonna, wos dieses olte Schreiluader is... also die hot sich au neu schnitzerln lossen und legt für so a Revision scho mal zwa Millionen hin...», strahlt Liesel. «... der Bügler, ja mai liebs Hergöttle, der is holt als Foltenkapazitäter au net grad billig...»
«Meine Mutter hat immer nur Nivea genommen», flüstert Innocent.
ABER NUR DAMIT ETWAS GESAGT WAR.
Nun ja? die liebe Mutti hätte auch nie eine Fussballmannschaft unter ihrem Busen geduldet.

Samstag, 3. Juli 2010