Von der kommenden Hochzeit im April und ich habs immer gesagt...

Donnerstag - Nun will er dieses fleischgewordene Ötzi doch noch heiraten! Charles! Charles! ÖFFNE DEINE AUGEN? DIE OHREN SIND ES DOCH AUCH! Und was siehst du da? Eben. Als ob der englische Thron nicht schon Schutt genug hätte.
Und zu allem soll die Mammi Ja sagen? Da muss die Alte aber einen ganz schlimmen Tag hinter sich gehabt haben. Vermutlich wurde wieder einer ihrer Kläffer ins Exitus gedrückt. Oder der Lieblingsenkel hat beim Nähkistchen wieder Hakenkreuzstich geübt. Aber Lizy? wir wissen doch, wie Kinder sind!

DENNOCH: ES HAT DER QUEEN GANZ EINFACH DAS KRÖNCHEN GELÜPFT. Und das Zepter zerknallt. Natürlich nur bildlich. Real muss sie sich bebend vor Wut eine «Bloody Mary» hinter die Binde geschüttet und dabei gedacht haben: «Eine Miss muss endlich wieder ins Haus. Eine Miss ist ein?must? für den Jungen.» Na danke, meine Gute? aber dieses «must» ist nun wirklich dampfender Mist von gestern. Taufrisch ist der alte Rottweiler weiss Gott nicht mehr. Diese Missis hat doch bereits die dritte Staupe hinter und die erste Reihe Stiftzähne vor sich.

O.k.

Ich will nicht auch noch in den Giftsong meiner britischen Schreiber-Kollegen einstimmen. Sie haben aus der guten, alten Camilla die Priscilla der englischen Abfallhalde gemacht. DAS IST NICHT FAIR. Und auch diese selbstgefällige Oscar-Vereinigung englischer Night-Club-Spezialisten hat sich total daneben benommen. Man kann eine zukünftige Queen nicht zum «AHV-Travestiten des Jahres» ausrufen. Immerhin ist die Frau liebevolle Mutter von drei gestriegelten Rennpferden und hat auch zwei jungen Welpen das Leben geschenkt.

Ach, Charles. Weshalb hast du nicht auf mich gehört und dir damals diesen netten, kleinen Butler gepflückt? ICH MEINE: DER HATTE DOCH ETWAS, WAS CAMILLA NUN WIRKLICH NICHT HAT. Stiel, Charme und Melone.

Freitag - Linda klatscht mir dieses deutsche Klatschblatt aufs Bett: «IST HIER BERICHTIGES VON DIESES FRAU WO AUSSEHEN WIE EXPLODIERTES SCHAPPIHAUFFEN.»
Die arme Camilla. Die Presse fällt über sie her wie ihre Jagdhunde übers Perlhuhn. Extraausgaben noch und noch. UND NATÜRLICH ZEIGEN SIE DEN NUSS-KNACKER WIEDER MIT DIESEM SCHRECKLICHEN HUT, WO DIE NELKEN NEBEN DEN KIRSCHEN LAMPEN!

Diese Schreiberheini kriegen sich doch alle nicht mehr ein und machen auf APRIL! APRIL! Dann soll ja Hochzeit sein. Ausgerechnet im Monat der Regenstürme und des Gänseblümchens! Man stelle sich Charles und Camilla im Regen vor? dies alles live über BBC. Da können wir uns ja gleich einen Horror-Streifen reinziehen: «Die Kinder des Schreckens? Teil 2». Die Vampir-Gesellschaft aus Brighton hat das Paar jedenfalls bereits ausgezeichnet.

«DU NUR NEIDIGES, WEIL CHARLES NIMMT DIESES PARTY-LUDERIGES STATT DICKES SCHREIBERKIND AUS BASEL!»
Ich. Neidisch? Umshimmelsgottswillen. Nicht für tausend Diademe möchte ich mit Camilla tauschen. Einen Teewärmer habe ich schliesslich auch daheim. Nein danke. Aber ich meine: wenn man in Buckingham geboren ist und dort mit den Butlers auf du und du rumstösst, hat man doch irgendwo eine gewisse Verantwortung gegenüber der Mutter, der gekrönten.

Ich kann mich noch so gut erinnern, als diese vor 25 Jahren hier eine Blutbuche eingepflanzt hat. Die Queen hat jedoch nicht nur einen grünen, sie hat auch einen goldenen Daumen. Und den schützt sie gegen all diese kommunen Rüppel, die ihn drücken wollen. «MIT HANDSCHUHEN!»? heisst es deshalb auf ihren Einladungsbriefen.

Tout Bâle hat also Handschuhe angezogen. Alle haben an einem 1. Mai den Knicks gemacht? und Aeschbacher, dieser Tausendsassa, der damals noch durch die Grün 80 und keineswegs durch die Mattscheibe führte, hatte mich in Panik angerufen: «Wie nennen wir die Queen, wenn sie uns die Hand gibt? Und isst sie Spargel mit oder ohne Besteck?»

Natürlich kannte ich mich aus. Schliesslich schaut unsereins nicht umsonst Sissi und Schneewittchen. Königliche Hoheiten spricht man stets mit «königliche Hoheit» an. Und Spargeln mögen die alle nicht.

Es erinnert sie zu stark an schwachgewordene Zepter? UND SO ETWAS MAG DIE HERRSCHENDE RASSE NICHT.

Es war eh eine Schnapsidee, der guten Queen Spargeln zu servieren. Als sie den ersten zum Mund führte, stierte die ganze Basler Gesellschaft gebannt auf die Gute und dachte an deren Gemahl. Der war aber zu Hause geblieben. «Dringende Geschäfte», hat es im Protokoll geheissen. Nun ja? wenn man das Sortieren von Briefmarken als «dringende Geschäfte» anschauen will.

Charles war damals auch dabei. Nicht offiziell. Er kam ganz privat. Noch junggesellig. Und es wurden ihm auch Spargeln serviert. Aber er konnte damit umgehen.

Bald darauf ist die Blutbuche eingegangen. Und mit ihr der Glanz von Buckingham...

Dienstag, 1. März 2005