Schnarcher

Er schnarcht.
Und falls Sie mal neben so einer Säge stundenlang wach gelegen sind, werden Sie mit mir einig gehen: ES NERVT DICH KNÜPPELDICK!
Man steigt ins Bett. Gutenachtküsschen. Augen zu? UND DU DENKST NUR DAS EINE! Nein. Nicht das. Sondern: «Lieber Gott, mach dass ich vor ihm einschlafe... lieber Gott mach, dass ich vor ihm einschlafe... lieber Gott...»
DA SCHNARCHT ER AUCH SCHON.
Zuerst sind es diese leisen Pfeiftöne? sagen wir mal: wie eine Maus, die ihre Sippe zu einem Stück Käse ruft. Dann werden die Pfiffe stärker, russiger? dampflokomotivenartig. DIE FAHRT GEHT LOS? du krallst dich an die Bettdecke, denn schon wackeln die Wände.
Die Nachbarn donnern an den Gips, schreien Verwünschungen? doch er hört nichts. Er hat bereits die Hälfte des Waldes umgesägt. Und du überlegst dir, ob ein gewiefter Anwalt bei einem Gewaltverbrechen wie «Ersticken durch Kopfkissen» oder «Arsen im Zahnglas» mildernde Umstände wegen «Grausamkeit des Partners» rausschinden könnte.
Beim Frühstück sitzt du dann übernächtigt vor dem Ei? er aber seufzt: «Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan!»
Du haust aufs Ei und denkst, es wäre er.
Die Opfer von Schnarchern sind einsame Menschen. Sie können mit niemandem über das Problem reden. Die einen tun es lachend als «also wenns nur das ist» ab. Und die Nachbarn grüssen schon längst nicht mehr. Oder fragen spöttisch, ob du dir einen Pressluftbohrer zum Spielen ins Bett mitnimmst.
Googelst du dich ins Thema, kommen sie dir wissenschaftlich:
«ALS SCHNARCHEN BEZEICHNET MAN DAS KNATTERNDE GERÄUSCH, DAS IN DEN OBERN ATEMWEGEN INSZENIERT WIRD. DIE ENTSTEHUNG BERUHT AUF EINER FLATTERNDEN BEWEGUNG DES GAUMENS UND ZÄPFCHENS.
Na danke. Wer hätte gedacht, dass ein so kleines Zäpfchen eine so grosse Wirkung hat.
Natürlich gibt es Abhilfe. Herr Müller, mein Apotheker, hat zur Kinnbinde geraten. Aber damit sah Innocent aus wie schon aufgebahrt. Ich wollte nicht neben einer Leiche liegen. Ganz abgesehen davon, dass die Leiche nicht totenstill war. Sondern nun statt zu schnarchen japste und hustete...
Sie raten auch: kein Alkohol vor dem Schlafen? aber da könnten sie unserem Hund auch das Frolic verbieten. Und ein Arzt meinte, ich solle den Freund in eine seitliche Schlaflage legen. So sei der Unterkiefer gestützt.
Der Tipp ist gut. Er wirkt aber nur fünf Minuten. Wie diese Stehaufmännchen klickt Innocent? Hokuspokus? prompt wieder in die Schnarchlage zurück. Und brettert erneut los. Nächtelang habe ich «Kehr dich!» geschrien und ihn in die Weichteile geknufft. Er: «Mmmhhhmhhmhhh»? Kehrtwendung.
Doch da kommt auch schon wieder die Kehrtwendung zurück. Und concerto fortissimo...
Natürlich sind getrennte Schlafzimmer eine Lösung. Aber nicht ideal. Nur allzu gerne suchen dann die Schnarcher die Betten der Freundinnen auf, die «nicht so zimperlich tun».
Ja klar? die haben ihn ja auch nur am Wochenende!
Nun hat kürzlich die Lungenliga Schnarcher als Täter und Nicht-Schlafer als Opfer zu einem Tageskongress aufgeboten. Man durfte sich austauschen. Und alle merkten: Wir schnarchen nicht alleine (und die andern: Wir liegen nicht als Einzige wach).
Professoren zeigten, weshalb Männer und Frauen (denn DIE gibt es auch, nur redet da keiner drüber) drauflosruessen. Und dass die Sägerei auch Ursache einer gefährlichen Apnoe sein könnte.
Für Apnoeler wurden Sauerstoffapparate entwickelt. Sie sind wunderbar. Zwar schläft man nun neben einem Elefanten. Aber der Elefant russt nicht mehr. Sondern sein Rüssel ist friedlich still. Opfer und Täter schlafen selig. Das Frühstücksei wird ohne böse Gedanken geköpft. Das ist die Entwicklung der heutigen Medizin.
Denn wenn wir jetzt auch wunderbar schlafen können? der Fortschritt schläft nicht.

Montag, 9. Februar 2009