Hysterie perfekt! Es hat sich herausgestellt, dass wir ein einig Volk von Rüpeln sind. Kein Charme. Keine Gastfreundschaft. Keine Vorfreude. Kein gar nichts. Na danke. Habt ihr ein Volk von euphorisch lächelnden Prinzesschen erwartet?? Prinzessinnen haben uns die Österreicher schon immer voraus gehabt. Da können wir lange mit unserer Vielsprachigkeit prahlen oder das Tessin positiv ins Feld führen. Was ist schon das luganesische «si, si» gegenüber Sisi? Was ist eine fürstliche KRONENZEITUNG gegenüber einem scheelen BLICK?
Von einem Volk, das seit Generationen von Miststöcken umringt ist, kann man kein hingeschlecktes «Küss die Hand» erwarten. Da können diese Jung-Banker an der Bahnhofstrasse noch so lange im Armani-Gel duschen? der Mief einer verkästen Vergangenheit bleibt. Geld hin, Geld her.
Und der Ton des Schacher-Seppli setzt sich bei uns eben immer wieder durch? Ich meine: nichts gegen den Schacher-Seppli. Aber wenn wirs mit dem Charme- und Skiwedler Hansi Hinterseer vergleichen? ehrlich: der läutet kein letztes Stündlein beim Herrgott ein. Beim Hansi bläst die Muusi in der Lederhosen: Und auffi gehts!
UND JETZT HABEN DIE VERANTWORTLICHEN PLÖTZLICH SCHISS. SIE BEWEINEN DEN COMMENT IHRER TELLENBRÜDER UND FÜRCHTEN, WIR WÜRDEN UNS GESELLSCHAFTLICH OFFSIDE BEWEGEN.
Diese Menschen, die uns das Spiel für den Juni eingepfiffen haben, ahnen diverse Fouls an den Gästen. Als ob Helvetien nicht schon immer ein Gastland gewesen wäre? O.k. Wir haben am liebsten, wenn sie kommen. Ihr Geld abgeben. Und dann auch gleich wieder verschwinden. Denn der Schweizer nimmt. Erst dann benimmt er auch? Aber für einmal werden doch auch wir ohne Vorauszahlung ein bisschen lächeln können. So viel chinesische Weisheit sollte uns dieser Euro-08-Verein zutrauen, ohne gleich Helvetien in eine Benimm-und-freu-dich-Schule zu jagen.
All dieses Gesülze und Lackarsch-Getue kann natürlich auch in die Hosen gehen. Als mir nämlich Ahmed, dieser griesgrämige Taxichauffeur mit dem Charme einer Leichenhalle am Bahnhof plötzlich wie ein junges Reh entgegensprang, als er mir gar den Koffer aus den Händen nahm und galant die Tür zum Fond öffnete, da hats mich vor Schreck schier umgeschnallt. Zuerst dachte ich, der arme Mann sei krank oder high oder beides. Aber auf der Fahrt erfuhr ich, dass auch Ahmed einen dieser offiziellen Euro-08-Benimm-und-freuen-wir-uns-doch-Kurse besucht hat. «... und macht 28 Franken, wenn sein so gut wollen, der Herr?», strahlte der Chauffeur am Ende der Fahrt. Mit einer angedeuteten Verbeugung öffnete er mir den Wagenschlag, so dass ich ihm ein fürstliches Trinkgeld von 50 Centimes in die Hände drückte. Einen kurzen Atem lang fühlte ich mich fast euphorisch. Na ja? zumindest eurorisch?
Eurorisch!
Montag, 21. Januar 2008