38 lange Jahre lieben sich baz-Kolumnist -minu und sein Innocent. 38 lange Jahre haben die beiden gegen die Diskriminierung von schwulen Paaren gekämpft. Heute ist ihr grosser Tag.
Als vor eineinhalb Jahren die Vorlage zum neuen Partnerschaftsgesetz angenommen wurde, war baz-Kolumnist -minu unter den Ersten, die sich beim Zivilstandsamt um einen Termin bewarben. Für ihn und seinen Partner Innocent ist schon lange klar: Wir wollen uns registrieren lassen. Und das vor allem aus praktischen Gründen. Jedoch verbittet sich -minu jegliches Spektakel rund um seine Registrierung.
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baz: -minu, Gratulation! Heute ist dein grosser Tag. Nervös?
-minu: Überhaupt nicht!
baz: Also bitte, du heiratest heute.
-minu: Heiraten? Also nein. Das ist eine Unterschrift, mehr nicht. Ich werde nach dieser Unterschrift nicht verheiratet sein, sondern «in registrierter Partnerschaft» leben. Innocent und ich werden dann im Pass bei der Zivilstandsangabe offiziell «irps» sein.
baz: Was hoffentlich nicht der einzige Grund für deinen Gang zum Standesamt ist.
-minu: Innocent und ich haben beinahe unser ganzes Leben für diese eingetragene Partnerschaft gekämpft. Wir waren an Vorträgen, haben Juristen aufgetrieben, Propaganda gemacht. Als wir uns vor vierzig Jahren kennenlernten, war eine eheähnliche Partnerschaft völlig undenkbar und zwei Männer, die in der gleichen Wohnung wohnten, einfach nur exotisch. Ohne diese Registrierung sind wir gegenüber Heterosexuellen massiv benachteiligt. Mit der Partnerschaft erhalten wir beide ein Besuchsrecht im Krankheitsfall des Partners, die Erbschaftsfrage wird geklärt und beim Tod des Freundes wird eine Witwerrente ausgezahlt. Dafür müssen wir halt ein wenig mehr Steuern zahlen.
baz: Also war es vor eineinhalb Jahren sofort klar, dass ihr beide zum Standesamt geht.
-minu: Natürlich, das war gar keine Frage. Und das, obwohl gewisse Schwule diese Registrierung schrecklich finden. Sie glauben, wir begrüben so die eigene Schwulenkultur, würden uns den bürgerlicheren Hetero-Werten unterwerfen.
baz: -minu, ein Verräter der schwulen Sache?
-minu: Im Gegenteil! Nach 38 Jahren haben wir die schwule Kultur endlich auf eine Ebene gebracht, wo es so gut wie keine Diskriminierungen mehr gibt. Wir sind nicht bürgerlicher geworden - die restliche Gesellschaft ist schlicht aufgeschlossener und toleranter heute.
baz: Wir driften von deinem grossen Tag ab. Spielt denn die Romantik morgen überhaupt keine Rolle?
-minu: Die Romantik spielt bei Innocent und mir immer eine Rolle. Jedes Nachtessen mit ihm ist romantisch! Aber warum eine Unterschrift ohne Zeremonie romantisch sein soll, weiss ich wirklich nicht. Ich habe auch keine Ahnung, wie das genau ablaufen wird. Muss ich Innocent küssen? Den Standesbeamten? Oder gar die Trauzeugen?
baz: Darf man trotzdem fragen, was du anziehen wirst?
-minu: Hei diese Frage! Genau das fragen alle. Als ob ich mir Gedanken darüber machen würde. Ich werde mich nicht besonders anziehen, sondern scheissnormal kommen.
baz: Warum wehrst du dich eigentlich so gegen das Bild der klassischen «Hochzeit»?
-minu: Ich kann jeden Heterosexuellen verstehen, der bei einem Bild von zwei sich küssenden Männern vor einer Hochzeitstorte Hühnerhaut bekommt. Da sind einfach gewisse Ängste da und die will ich respektieren.
baz: Ist der Aufwand gross, sich registrieren zu lassen?
-minu: Überhaupt nicht. Auf dem Standesamt war man sehr nett zu mir und hat mich per Mail über die verschiedenen Schritte von der Annahme der Vorlage bis zum Inkrafttreten des Gesetzes informiert. Ein super Service. Und jetzt müssen wir heute einfach mit 250 Franken und unseren Pässen erscheinen und die Namensfrage regeln.
baz: Wie bitte?
-minu: Keine Sorge. Wir behalten beide unsere Namen. So emanzipiert sind wir.
baz: Apropos beide: Nimmt es Innocent auch so locker wie du?
-minu: Eben nicht. Er nimmt das alles viel wichtiger, was mich sehr berührt. Ich glaube, er hat ein wenig Lampenfieber. Und dann will er ständig wissen, ob ich nun wirklich keinen Ring möchte?
Freitag, 5. Januar 2007