Na schön? es ist ein Thema direkt unter der Gürtellinie.
Wir reden nicht von diesem Samstagabend, als die Schweiz ihren Mister wählte. Das war nicht unter der Gürtellinie. Das war unter jeder Sau.
Der einzige Reiz an der? laut Propaganda? «härtesten Show der Superschönen», war der Brechreiz.
Als dann bei der IQ-Runde die Frage nach dem Namen von Tells Sohn mit «Maxli» und «Sven» beantwortet wurde, ja als von den vier Finalisten nur ein Einziger überhaupt eine dieser schon fast peinlich simplen fünf Schweizerfragen auflösen konnte, ja als da alle mit Schulterzucken und Augenverdrehen auch die Aargauer Rüeblitorte nicht ihrem Kanton zuordnen konnten? ALSO DA WAR DAS WIRKLICH HART. ABER NUR FÜR DEN ZUSCHAUER. Das Ganze wurde so peinlich, dass das Publikum, das sonst so feurig wie in der Muttenzer Kurve herumbrüllte, für einen kurzen Moment verstummte. Und Moderator Sven Epiney still vor sich hinweinte. Letzterer ist ja viel Hirnverbranntes im Lande, wo die Idée Suisse immer wieder mal fehlzündet, gewohnt. ABER HIER HAT ES IHM ÜBER SO VIEL DUMMHEIT TATSÄCHLICH DIE SPRACHE VERSCHLAGEN. Denn auch die beiden Moderatoren haben spätestens jetzt gemerkt, wohin der IQ unserer Unterhaltungs-Fernsehabende anno 2011 abgesackt ist? dorthin, wo wir uns nun auch hinwenden und das Thema Misterwahl ein für allemal begraben wollen: IN DIE UNTERHOSE!
Bade-Retros. Zugegeben? die Herren Misters haben mich inspiriert. Ein Bild im Internet zeigte sie in diesen schwarzen Kurzbeinkleidern, die von einem Kenner sofort als Bade-Retros entlarvt wurden.
Die Bade-Retros wiederum zeigten nichts Besonderes. Und ihr wisst ja, was man unter BESONDEREM versteht. Hier ging es weniger um die Retros. Als vielmehr um das Darüber. Und das Darunter. Doch auch hier war ausser diesem zahnkorrigierten Lächeln nicht sonderlich viel.
Und eben, als ich in das Wenige vertieft war und mir die Frage stellte: WESHALB GIBT ES EIGENTLICH KEINE WEISSEN UNTERHOSEN MEHR, da rief Herr Künzle von der Redaktion an. Er verlangte eine Glosse mit Hand und Fuss. Das haben? zugegebenermassen!? Unterhosen nicht. Aber die Frage blieb: Weshalb waren sie früher immer weiss? Oder eben nicht so weiss. Und ist Letzteres etwa der Grund, dass sie heute farbig sind?
IN EINER ZEIT, WO ATOMKRAFTWERKE LECKEN UND ENGLAND SICH ZUR HOCHZEIT DES JAHRHUNDERTS AUFRÜSTET, SIND AUCH DIES THEMEN, WELCHE DIE WELT BEWEGEN.
Baumwollschläuche. Müsste ich mich auf meine eigenerlebten Unterhosenerfahrungen verlassen, sehe ich auf diesem Gebiet nur Onkel Alphonse vor mir. Es ist ein eisiger Winterabend. Und an seinen Spinnenbeinen orgeln weisse Baumwollschläuche herum. Die Schläuche? von meiner Tante Julie auch boshaft «die ewigen Liebestöter» genannt? hatten ein Innenleben, das wie dauergewellte Kutteln aussah, aber irgendwelche Warmwolle gewesen sein muss.
Mein Vater trug noch feingerippte weisse Hanro-Halblange mit «Eingriff», was auch «Schlitz» genannt wurde. Ich habe meinen Vater oft in diesen etwas schlabbrigen, ausgesessenen Höschen rumeiern sehen. Und ich habe mir immer gedacht, so müssten ihn alle Verehrerinnen auf dem Sechsertram mal erleben. ABER DIE UNIFORM VERDECKTE DANN ALLES UNSCHÖNE? ETWAS, DAS AUF DER WELT BIS HEUTE SO GEBLIEBEN IST.
Ich weiss nicht, wann Farbe in die Unterhose kam, doch Beni Thurnheer, so erfährt jeder, der unter dem Stichwort «UNTERHOSE» drei, vier Stündlein im Computer rumgoogelduudelt, also: Beni Thurnheer erzählt in einem Interview bei «Glanz und Gloria», er sei als kleiner Bub von seinen Klassenkameraden immer wieder gehänselt worden, weil er rote Unterhosen getragen habe.
JA HÖRT, HÖRT, HÖRT! Das ist jetzt auch schon gut über ein halbes Jahrhundert her!
Schriftlich belegt ist, dass die Herrenunterhose nach dem Ersten Weltkrieg den Schlitz bekam? und nach der Suez-Krise also (laut Thurnheer) die Farbe.
Die lange Unterhose ist 150 Jahre alt. Die kurze etwas kürzer. Und damit auch die Damen hier zu Worte kommen: Ab 1840 war es für eine Frau von Stand Pflicht, Unterhosen zu tragen. Das weibliche Fussvolk ging aber unten ohne. Vermutlich kommt daher der Begriff «Unterschicht».
Damit die oberschichtigen Frauen aber besser ihre Bedürfnisse erledigen konnten, waren ihre Unterhosen im Schritt offen. Diejenigen der Männer nicht. Das kam erst nach dem Ersten Weltkrieg, wo bei bösen Schlachten einige Verzögerungen wegen mangelnden Schlitzes, dem «Zugriff», aufgetreten waren.
Rausknüblerei. Jetzt ist dieser «Schlitz» aus den meisten Hosen wieder verschwunden. Dies hat wohl damit zu tun, dass sich Herr wie Dame heute auf der Toilette HINSETZT. Steht der Mann allerdings vor einem Urinoir, kann der fehlende Schlitz Unangenehmes und eine saumässige Rausknüblerei mit sich bringen.
Was einst die Krawatte, ist heute für den Mann die Unterhose: das wichtige, richtige Accessoire. Armani, Calvin Klein, Dolce Gabbana? wer diese Logos nicht auf dem Gummibund trägt, kann auch gleich einpacken. Und samt Inhalt schlafen gehen.
Mit oder ohne Schlitz.