Nichts! Wieder nichts.
ZUM FÜNFTEN MAL: WARME LUFT UND MILLIONEN VERDONNERT.
Dabei hat uns der Titel Gold versprochen: «Il pleut de l'Or». Der Goldregen fiel jedoch buchstäblich ins Wasser.
ABGESCHIFFT. DENN WIE JEDES JAHR: Switzerland? null Punkte.
Null Freunde. Null gar nichts. Zum Trost haben sie dann Lys Assia als Schweizer Chanson-Exportkäse aus der Gruft geholt. Und sie für eine Sekunde während der Vorentscheidung ins Eurovisions-Bild winken lassen!
Die Gute hat vor über einem halben Jahrhundert den ersten Grand-Prix gewonnen. Aber das war zur Zeit von «oh mein Papa» und nur sieben Teilnehmern. Da hätte auch Trudy Gerster mit «die tolle Frau Holle» abgeräumt...
Seit 1988, als Céline Dion für die Schweiz zum zweiten und bisher letzten Mal gewonnen hat, jagen die Eidgenossen einem weiteren Sieg vergeblich nach. Jahr für Jahr werden Millionen aufgeworfen, dass ein paar Seelen der Zürcher SF-Unterhaltungsmafia sich gegenseitig feiern dürfen. Das Resultat ist dann ein vergoldeter von der Heide, der schon glücklich ist, «dass ich überhaupt dabei sein darf. Ein Kindertraum ist in Erfüllung gegangen.»
Mag ja sein. Aber müssen wir arglosen Zuschauer diesen Albtraum mitträumen?
UND DEN BLECH AUCH MITBLECHEN?
Sollten wir es nicht einfach mit den Italienern halten und sagen:
«Ihr könnt uns allemal!»?
Nein. Können wir nicht. Denn uns fehlt das Festival von San Remo. Das Musikantenstadel ist da keine Alternative. Schon Tante Irmchen hat sich den «Grand Prix Eurovision» immer angeschaut.
Fachleute behaupten eh, das Ganze sei ein klarer Tanten-Event. Und wenn man sich so rumhört, muss man den Leutchen recht geben: TANTEN, SO WEIT DAS AUGE REICHT!
Irmchen hat damals für den Kommentatoren geschwärmt. Er hiess Theodor Haller. Seine Bemerkungen über die einzelnen Interpreten waren so bissig wie der Zahnsaft einer Kobra. HALLERS GALLIGER KOMMENTAR HAT DAMALS DEN ABEND AUFGEMISCHT.
UND ZUM EREIGNIS GEMACHT.
HEUTE? GÄHNGÄHNGÄHN.
Was jetzt als «Balladen» geigt, hiess früher «Schlager». Und «Schlager» wiederum ist ein Wort, das erstmals an einem 17. Februar 1867 im «Wiener Fremdenblatt» in folgendem Satz veröffentlicht worden ist: «... die Eröffnungsnummer war ein entschiedener Schlager.» Der Satz ging um die Uraufführung des Strauss-Walzers «An der schönen blauen Donau».
Nach der Strauss-Family und ihren Operetten-Hits kam Fritz Löhner mit «Was machst Du denn mit dem Knie, lieber Hans?». Bis zum Schluss des Schlagers bleibt der Zuhörer im Ungewissen, was das Knie macht? aber der Song wurde ein absoluter Hit.
Nach dem Krieg kam die grosse Sehnsucht nach Sonne, Zucker, Eierkuchen? entsprechend die Erfolgssongs von Conny («Zwei kleine Italiener») und Peter («Schuggerschugger Baby!»? zu Deutsch: Zucker-Zucker-Kleinkind!). JA HIMMEL? DAS WAREN NOCH MELODIEN. SO ETWAS HABEN DANN GAR DIE PFAFFEN VON DER KANZEL GEPFIFFEN!
Ich muss gestehen, dass ich keinen European Song Contest auslasse. Ich geniesse es, mich über jeden Auftritt grün zu ärgern. Grimmig den Kopf zu schütteln: «SO EIN QUARK!» Und Innocent mit Nostalgie weichzuklopfen:
«Weisst Du noch, wie damals Paola schön gesungen hat und sich die Gedenkmedaille holte...?!»
DOCH INNOCENT IST EINGEPENNT.
Und die Gedenkmedaille von Paola trägt Herr von der Heide in seinem Goldwahn als Glücksbringer in der Brusttasche. Es hat uns vor Rührung die Stimme versagt. Von der Heide leider auch.
Schlager
Montag, 31. Mai 2010