Hundeliebe

Als sie Walti sah, konnte sie nicht anders.
LINDA DRÜCKTE IHN AN IHREN ETWAS ABGEWELKTEN BUSEN.
UND NATÜRLICH SCHLIEF ER SCHON IN DER ERSTEN NACHT IN IHREM BETT.
Als Kind schon hatte sie sich vom Christkind einen Hund gewünscht. Er kam. Allerdings aus Plüsch.
Linda war so enttäuscht und stinkesauer auf dieses dusselige Weihnachtskind, dass sie dem Plüschköter noch unter dem Baum den Bauch aufschlitzte.
Für einen kurzen Moment schneite es im kleinen Stübchen weihnachtlich weisse Styroporflocken.
Die Mutter versohlte Linda den Hintern. Und: «Du staubsaugerst jetzt sofort diesen Köter weg...»
Die Mutter war natürlich auch ganz klar schuld daran gewesen, dass die Sache mit einem richtigen Hund nie zum Klappen kam. Sie schob zwar den Hausmeister vor. Aber Linda wusste: Ihre Mutter mochte Hunde nicht. Sie war der «Gib Mammi Pussipussi»-Wellensittich-Typ. Entsprechend: Tixi, Pixi und Wixi im Käfig. Eine Vogel-Dreierkiste quasi. Und sie pussipusselten nicht mit Mammi.
Sondern heiter untereinander.
Als junge Buchhalterin leistete sich Linda endlich eine eigene Wohnung. Und Hugo. Letzterer war Student. Auf immer und ewig. Schlimmer: er war auch allergisch. AUSGERECHNET AUF HUNDE.
(Mit Katzen konnte er es besser...). Also blieben die beiden kinder- wie hundelos.
Als Hugo mit 35 Jahren zum siebten Mal das Studium wechselte, wechselte Linda auch den Partner. Sie hatte nun die Prokura? und Max Meier.
Max war 30 Jahre älter. Das war Linda aber so was von egal? HAUPTSACHE: EIN ABGESCHLOSSENES STUDIUM!
MAX WAR GAR HERR DOKTOR. Wenn man sie nun als «Frau Doktor» anredete, schwoll ihr flaches Herz kurz auf. Sie winkte bescheiden ab: «Frau Meier reicht schon...»
Max hatte nichts gegen Hunde. Doch als das Schicksal die liebe Mamma von der Welt abrief, blieben da drei pussipusselnde Wellensittiche übrig. Es war die sechste Tixi-Pixi-Wixi-Generation.
«Ein Hund neben den Vögelchen ist ein bisschen viel, nicht wahr, Linda?!»
DAS WAR DER DOKTOR.
Also pflegte Linda die Vögel. Nach acht Jahren fielen sie endlich synchron von der Stange.
Zwei Tage später fiel auch DOKTOR MAX.
Sprichwörtlich.
«... und was machst du jetzt?», fragte Ilse am Grab.
Linda warf eine Nelke ins Erdloch: «Ich gehe ins Tierheim. Und hole mir einen Hund!»
Als sie die kleine Allerweltsmischung im hintersten Teil des Käfigs sah, wusste sie: «Das ist er!»
Den Rest kennen wir: «Walti», flüsterte Linda.
Der Hund horchte auf. Jagte auf die kleine Frau mit dem flachen Busen zu. Und: siehe ganz oben!
Als der Hausmeister ihr nach drei Tagen unwirsch erklärte: «JETZT HAT DIESER KÖTER SCHON ZUM ACHTEN MAL IN DEN HAUSGANG GEPISST... HUNDE SIND HIER NICHT ERLAUBT», lächelte Linda nur.
Max hatte nicht nur den DOKTORTITEL, sondern auch ein ansehnliches Sparkonto zurückgelassen.
Sie kaufte sich ein Haus mit Garten. Und so leben sie heute beide glücklich? Walti und Linda.
PS I. MANCHMAL IST DAS WEIHNACHTSKIND MIT SEINEM WUNSCHPROGRAMM EIN BISSCHEN SCHUSSELIG? ABER MAN DARF IM LEBEN NIE AUFGEBEN...
PS II. Auch bei einer Rolex nicht.

Montag, 30. Januar 2012