Humor mit Humus

Gemüse-Nutella. Arabisches Essen ist wunderbar.
Ich meine: Beim Türken an der Ecke sind die drei, vier Humus-Sorten eine Wonne.
Und die gefüllten Pfefferschötchen eine Wucht.
Ich liebe die pürierte Kichererbse mit dem Sesam-Öl.
ABER NACH ZWEI MONATEN IST AUSGEKICHERT!
DA KANNST DEN KLEISTER NICHT MEHR SEHEN. FERTIG LUSTIG.
AUS MIT HUMUS-HUMOR!
Ich sage es nur ungern: Aber mitten in der Wüste schweiften meine einzigen Gelüste in Richtung Wurstsalat ab. Ich hätte auch Röschti mit Spiegelei, ja selbst Sauerkraut mit Speck genommen.
Aber es war dann wieder Humus. Jeder Oasen-Wirt erklärte mir, dass er ihn nach dem Rezept seiner lieben Grossmutter, einer ehemaligen syrischen Prinzessin, zubereitet habe. Doch diese kochenden Prinzessinnen hockten alle auf derselben Erbse. Und die wurde eingeweicht, mit Kreuzkümmel gemixt und mit etwas Öl angereichert. FERTIG. Das Gemüse-Nutella des arabischen Alltags, sozusagen.
Natürlich gabs auch die exotischen Gourmet-Erlebnisse: damals, als ein Beduinen-Fürst uns den Schädel seines Lieblingsschafes aufsägte. Wir durften mit einem lauwarmen Stück Pizzafladen das Hirn auftupfen. Es war dieser Moment, wo ich froh war, das Fläschchen der drei Nonnen mit dem Klosterfrauengeist doch noch eingepackt zu haben...
O.k. Wir hielten uns natürlich mehr an die wunderbaren Süsskrämereien. Doch das allerkleinste Mandeltörtlein hatte die Kalorienanzahl eines Acht-Gang-Menüs.
Wen wunderts, dass wir bald nach neuen Hosen Umschau halten mussten und die arabische Männerwelt beneideten, die ihre Bäuche so herrlich frei unter den langen Röcken rausstrecken kann. Ich hätte gerne so einen langen Rock gehabt. Aber Innocent baute gleich eine Szene draus und meinte, meine Zeit der verwirrten Ophelia sei vorbei und ich solle endlich ein Mann mit Hosengrösse 60 werden!
Endlich zurück in Kairo, löcherte ich unsern Freund Ahmed, ich wolle in seiner Küche ein schweizerisches Essen für die ganze Familie zubereiten. Diese vornehme Familie hält sich aber einen nubischen Koch, der mich mit der Freundlichkeit einer gereizten Klapperschlange anzischte.
Er schloss alle seine Messer ein, leerte die Kühlschränke bis auf ein kleines Restchen Humus und brubbelte knurrende «challasch» und «jochollos» vor sich hin.
In einer Seitengasse der Mohamed-Ali- Strasse fand ich dann den Markt, wo tote Hammel wie Kampfsandsäcke an Schnüren hingen und die Fliegen so laut surrten, dass man glaubte, in ein Hochspannungshäuschen der IWB geraten zu sein.
Ich fand endlich Kartoffeln. Und anstelle der Butter nahmen wir Sesam-Öl.
Statt Rindsgeschnetzeltes an Weisswein zauberte ich ein Gericht mit Schafsstückchen an Minzblättern aus der Pfanne. Ahmeds Mutter nahm einen Bissen, wurde dann bleich und musste sich entschuldigen? sie habe «Frauenschmerzen». Wenn arabische Frauen keine Lust haben, haben sie Frauenschmerzen. Auch mit 89!
Und der nubische Koch leerte die noch vollen Platten alle mit triumphgerötetem Gesicht demonstrativ vor mir in den (ungetrennten!) Abfall und schüttelte den Kopf: «Challasch... challasch», was wohl so viel wie «ich habs ja gleich gesagt!» bedeutet.
Endlich in der Schweiz, jagten wir als Erstes nach Adelboden, um das Haus für den Winterschnee vorzubereiten.
«Ich bin ganz heiss auf Röschti und Kalbsleberli», rieb ich die Hände. «Und ich nehme einen Wurstsalat mit Bier», strahlte Innocent in Vorwonne.
Doch leider war nur der «Adler» offen. Die Serviertochter streckte uns strahlend die Karte hin: «Wir haben arabische Wochen, als kleinen?Gruss aus der Küche? servieren wir hier schon mal den Humus unseres Gastküchenchefs aus Kairo...»

Montag, 23. November 2009