Weiss der Teufel, wo es passiert ist! Jedenfalls bretterten kurz vor der Ausfahrt nach Cannes zwei französische Flics auf ihren Riesenrollern vor meine Japaner-Schüssel. «Da hast Dus», sagte Innocent. Er sagt so etwas immer, wenns brenzlig wird.
«Vos papiers!»? näselten die zwei Mann in den vier Stiefeln vor mir. Da wurde es wirklich brenzlig. Denn natürlich hatte ich die Papiere daheim. Und daheim war in Italien. Die zwei Polizisten sahen sich vielsagend an. Ich hörte ihr Hirn? klickediklickedi? rattern. Dann wollten sie den Pass. Und der steckte? halleluja!? im Portemonnaie. «Ich sags ja immer?», zischte Innocent.
Auch das sagt er immer. Aber mir war nicht klar, was er wirklich sagen wollte. Und was die Männer in ihren engen Unterteilen vor hatten. So pralle Hosenbeine gabs höchstens mal im Pornokino zum Thema: «Wenn alle Hüllen platzen?»
«Das ist nicht Ihr Wagen, Monsieur?»? sagte nun der Pralle Nummer 1 mit hochgezogener Augenbraue. «Das Auto gehört einem Herrn Basler Zeitung?»
«Oui, oui», sagte ich. «Das ist mon patron?» Wieder vielsagende Blicke. Dann: «Wo ist Ihr Nummernschild?» Ich versuche es mit einem Scherzchen: «Vorne und hinten? sie dürfen sichs aussuchen!» Dann musste ich aussteigen und zugeben, dass vorne kein Schild war. Ich: «Huch!» Prall Nummer 1: «Wo ist es?»
Ich bin nun doch etwas verwirrt. Und dann hysterisch : «Mon dieu? ein Fan hat mir meine Nummer geklaut?» Innocent (vom Beifahrersitz): «So blöd ist niemand? deine Nummern stinken zum Himmel! Als du das letzte Mal die Show als Nonne abgezogen hast, haben sie reihenweise geschnarcht und?»
«DIE AUTONUMMER! DIE AUTONUMMER IST WEG? ZUMINDEST VORNE?» Immerhin? hinten hat man mir meine Nummer gelassen. Daraufhin wurden wir? ein praller Polizist vorne, ein praller Polizist hinten? per Motorradeskorte auf den Posten der Police Nationale de Cannes abgeführt. Dort warteten wir inmitten von Kleinkriminellen wie Taschendieben, Zuhältern und Strassendamen auf das Verhör. Wir warteten vier geschlagene Stunden. Dann erklärten sie, es sei alles ein Missverständnis. Man habe soeben mit Monsieur Basler Zeitung gesprochen. Die Nummer aber sei weg? und das Fahren ohne solche koste 435 Euro Strafgeld?
Mein alternder Anwalt zur Seite kippte ein Fläschlein Baldrian und galoppierte trotzdem durch: «Ja seid ihr alle Hugo? Das ist doch nicht sein Fehler. Baut eure Strassen so, dass die Nummern nicht ins Schleudern kommen und?» Machte weitere 120 Euro Busse wegen Staatsbeleidigung.
Innocent lief auch ohne Tomaten allergisch rot an. Er japste und streckte allen die Zunge raus. Mit einem Check über 980 Euro kamen wir dann wieder raus. Und haben das Land des läufigen Ziegenkäses und des Cornichons sofort verlassen. «Das hast du davon!», jammerte Innocent. Schon wurden wir erneut angehalten. Und wieder warens vier Stiefel. Wieder alles prall. Weshalb muss das Böse dieser Welt auch immer so aufreizend knackig sein?? Da wir ja das ganze Theater kannten, machten wirs bei den Italienern kurz und zückten den Check gleich zu Beginn der Szene.
Innocent lag halb ohnmächtig im Sitz: «Wir brauchen sofort wieder eine vordere BS-Nummer? Sonst sind wir in drei Wochen bankrott.» Und jetzt kommt das Schöne dieser prallwüsten Geschichte. Ich mailte einen Hilferuf an die Motorfahrzeugkontrolle nach Basel. Und innert vier Stunden war der Fall geritzt. Die Leute versprachen mir ein neues Schild express anfertigen zu lassen. Mein Vetter Max sollte die Nummer abholen und nach Italien mitbringen? «mit freundlichen Grüssen Carlos Planella».
ICH WEISS NICHT, WIE HERR CARLOS PLANELLA IN UNIFORM AUSSIEHT. Und wenn das auch nicht so prall oder hochgestiefelt sein sollte, wie bei den italienischen oder französischen Kollegen? ER IST MEIN HELD!
«Weisst du überhaupt, wie man das neue Schild anmacht?», soweit Innocent, diese alte Unke.
Ach so, die Anmache?!
Aber das ist eine andere Geschichte.
Geklaute Nummer
Montag, 22. September 2008