Die Katzenfalle

Als Innocent den hässlich grünen Apparat im Garten installierte, war ich Fragezeichen pur.
«Was ist denn das?» Der liebe Freund druckste ein bisschen herum. Er nuschelte Bruchstücke unter seinem frisch gefärbten Schnauz («Arden 5, Kastanientraum»): «? Katzenschreck? Sauerei, wenn diese Miezen beim Essen stets rumlungern? gestern eine gar auf dem Poulet gehockt?»
ICH HABE NUR KATZENSCHRECK VERSTANDEN!
Natürlich bin ich sofort auf 100. Ich meine, da sagen mir die Ärzte, ich müsse das Herz schonen, den Blutdruck unter Kontrolle halten und nicht rauchen: ABER DA RAUCHTS MIR DANN VOLL KRASS - MIT VERLAUB!
«Du weisst, dass ich mich nicht aufregen soll - was ist mit diesem Mist!»
Nun druckst der Katzenvertreiber an seinem eigenen Vokabular herum. Er schiebt die Worte wie heisse Kartoffeln im Mund hin und her: «Also ähemm... es war wieder eine schlaflose Nacht? ähemm? und da schaue ich ja immer Fernsehen? es gibt nichts Beruhigenderes als diese Fernsehsendungen um 3 Uhr in der Früh uuund?»
«DU HAST PORNO GEGUCKT!»
Er schaut mich traurig an: «Ich bin ja nicht blöd? weisst du, was da die Minute Hopserei kostet? nein. Ich zappe stets durch diese Nachtwerbungen. Die schläfern einen sanft ein - allerdings bin ich da bei der Katzenfalle hängengeblieben.
WUNDERBAR!
LETZTES MAL WARS NOCH EIN DAMPFKOCHTOPF, DER AUCH GRILLIEREN KONNTE.
VORLETZTES MAL DIESES TRIMM-DICH-GERÄT, VON DENEN SCHON DREI IM KELLER RUMSTEHEN. NIE BETRIMMT!
UND JETZT DIE KATZENFALLE!
Vier dicke Batterien werden eingeschraubt. Das Gerät quieckt und piepst alle drei Sekunden in einer Frequenz, welche nicht nur die Katzen vertreibt.
«Stell das Ding ab - das ist ja grässlich!»
Nun dreht Innocent an einem Hebelchen und schaut gerissen: «Siehst du - man hört keinen Ton mehr. WIR NICHT. Aber die Katzen hören ihn noch. Und kommen nie mehr auf den Tisch!»
Es war ein sehr trauriges Nachtessen. Vor mir lag dieses Ragout. Unberührt. Ich koche ja stets ein Kilo zuviel, um es mit den lieben Miezen zu teilen. Aber keine weit und breit.
Triumph im Blick von Innocent.
Tränen in meinen Augen.
Wortlos räumte ich das Nachtessen weg. Und hörte wie Innocent hüstelte: «Endlich nicht diese Gebettle und Gemauze? ist ja widerlich und?»
Ich wusste zu schweigen. Und spielte keinen «Tschau Sepp»-Runde mit ihm.
Am 5. Abend waren alle wieder da.
Ich hatte für Innocent eine wunderbare Orata bei Ricco, dem Fischer, gekauft. Die lag nun mit Ofenkartoffeln umbettet auf einem Gemüsebeet. Bald lagen auch die Katzen dort.
«Vielleicht haben sie sich an den hohen Ton gewöhnt??», versuchte ich es auf die versöhnliche Art.
Innocent schraubte wütend den Frequenzschalter höher: «Das werden wir ja sehen?»
Was wir sahen, waren dann die Katzen vor der Omelette mit Hackfleischfüllung.
Am andern Tag gab mir Gianni, der Gärtner, Befehl, vier neue Batterien für die beiden Sturmlampen zu besorgen: «Ich habe mittlerweilen diejenigen aus diesem grünen Apparat da rausgeschraubt!»
Da wusste ich: Gott hat die Katzen lieb.

Montag, 18. September 2006