Als Susi den Mann sah, wusste sie: DEN ODER KEINEN!
Sie war bereit, für ihn alle ihre guten Vorsätze wie «NIE MEHR!» über Bord zu werfen.
Seine Augen hatten einen speziellen Glanz. Und Susi wurde schwach. Braune Augen hatten sie schon immer schachmatt gesetzt.
Sie war jetzt 46? und noch immer ohne feste Beziehung.
Es hatte einfach nie geklappt. Stets hatte sie die Arschkarte gezogen. Und frass sich den Frust dann mit Bienenstich weg. Mit der Zeit waren Männer in ihrem Leben wie auch die Bäckereien, welche Bienenstich im Repertoire führten, rar geworden.
Wie gesagt: N U R DIE ARSCHKARTE!
Bei Hans? ihrem ersten? war Susi noch sehr naiv. Wenn Hans ihr ein Sträusschen mit roten Nelken brachte, da wurden ihre Beine schwabbelig wie der Pudding, den sie später so heisshungrig von den beiden Bienenstich-Lagen reingierte.
Mit Hans ging sie in die ersten Ferien. Catolica. Eine bescheidene Pension. Keine romantische Meersicht. Sondern das Zimmer auf den Hinterhof, wo die Fischreste in Abfalltonnen bestialisch stanken.
DOCH SUSI WAR IM SIEBTEN HIMMEL. Ihr stank gar nichts. Sie öffnete Hans ihr Herz und alles andere auch.
Susi bestand auf separate Kasse? «UNABHÄNGIGKEIT GEGENÜBER DEN MÄNNERN IST DAS HÖCHSTE GUT!», hatte ihre Mutter stets gepredigt.
Natürlich klappte das mit der «getrennten Rechnung» dann doch nicht. Hans hatte die Kreditkarte zu Hause vergessen. Also blechte sie für beide.
Sie bezahlte alles noch teurer, als ihre Monatsregel ausblieb. Hans steckte ihr brummend eine Telefonnummer zu: «Die machen das da, ohne gross zu fragen?»
Sie hätte gerne ein Kind mit Hans gehabt. Sie vertraute sich Luise, ihrer besten Freundin, an: «Schick ihn zum Mond!», riet ihr die. Und holte sie an jenem Tag, als Susi sich wie ein Pfund Kutteln fühlte, mit schwarzen Nachrichten beim Arzt ab: «DER IST VERHEIRATET! JA WUSSTEST DU DAS NICHT??»
Nein. Wusste sie nicht. Arschkarte gezogen. Und Bienenstich.
Es wurden dann recht viele Männer. Recht viel Bienenstich. Und alles Arschkarten.
GEGENÜBER BRAUNEN AUGEN BLIEB SUSI MACHTLOS.
Luise versuchte, sie zu coachen. Immerhin hatte die Freundin Erfahrung: zwei Mal geschieden. Und einmal verwitwet (der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet).
«Du musst sie zappeln lassen? und dann beisst du ihnen den Kopf ab.»
Luise hatte gut reden. Bei 46 Jahren auf dem Tacho zappelte keiner mehr richtig.
Nun aber schickte sie der Freundin ein SMS: «Nachtessen bei mir? Traummann aufgegabelt? braune Glanzaugen!»
Susi würde staunen. Er sah wirklich verdammt gut aus. Sein Äusseres war vielleicht ein bisschen arg braungebrannt? und Luise war ein Snob, sie mochte weder Solariumgänger noch stark pigmentierte Ausländer? aber dieser Mann hier war echt süss.
Als sie am Tisch sassen, schüttelte Luise indigniert den Kopf: «Susi, Susi? diese Art Männer kommen viel zu früh?»
Daraufhin biss Susi dem Mann den Kopf ab.
«Lass mir den Zuckerbauch!», meldete Luise ihre Vorlieben an.
P. S. Das ist nicht etwa eine Geschichte über Grättimänner, die jedes Jahr zu früh kommen. Sondern der verzweifelte Aufschrei aller Frustrierter: WESHALB GIBT ES KEINEN BIENENSTICH MEHR??!