Golden Wave 2

Vera mochte Laura.

Laura war fröhlich.

Stets gut drauf.

Und hatte immer super Ideen, wie man das Leben lustiger machen konnte.

Zwei Mal wöchentlich ging Vera zu Laura.

Waschen. Föhnen. Hin und wieder Mèches.

Dazu gabs den neusten Klatsch. Und wunderbare Alltagstipps wie: «Spargeln schmecken erst im Juni richtig gut.»

Oder: «…das beste am Mann ist seine Rente.» Auf den Rest könnte frau – schnippschnapp! – verzichten! – So eine war Laura.

Eines Tages schleppte Vera ihren Gatten in Lauras «GOLDEN WAVE 1»-Salon.

«Sie ist unisexy, oder wie das heisst. Jedenfalls macht sie auch Männer…»

Max war skeptisch. Bei ihm durfte nur Herr Wäckerli ran. Seit 30 Jahren verteilte Herr Wäckerli das spärliche Resthaar auf seinem Kopf. Punkto Haar war Max penibel.

Als er die heisse Laura sah, verging das Penible im Nu.

«Ein heisser Käfer», sagte er im Bett zu Vera.

«…und immer super drauf!» gähnte die.

Dann schliefen sie ein. Und jedes tauchte in seine eigenen Träume ein.

Max liess nun öfters sein Haar durch Laura verteilen. Einmal hatte sie die grossartige Idee: «Wir färben alles knallschwarz – im Elvis-Look!» Sie hätte auch den Vorschlag «Wir machen auf kahlrasiertes Osterei» bringen können.

MAX LODERTE, WIE NUR EHEMÄNNER MIT VIAGRA-ZUSTUPF LODERN KÖNNEN.

«Oh Gott!», hauchte Vera, als ihr Gatte heimkam. Er sah aus wie das verbrannte Ende einer ­abgeschossenen 1.-August-Rakete.

«Es war Lauras Vorschlag», meinte Max nun doch etwas unsicher.

«Ich liebe sie für ihren schwarzen Humor!», lachte seine Gattin.

Es kam, wie es kommen musste: Als Max kaum mehr Haare zum Verteilen hatte, lud er Laura zum Kaffee ein. Dann zum Nachtessen. Und schliesslich zum verlängerten Weekend.

Freundinnen liessen Veras Handy dampfen: «Er betrügt dich mit deiner eigenen Friseuse…»

Vera lachte nur: «…dafür macht sie mir die Manicure gratis!»

Das war ihre humoristische Art, mit dem Geweih auf den Mèches umzugehen.

«Es wäre schön, immer bei dir zu sein», raunte Laura eines Abends Max ins Ohr. Sie schob ihm eine Ampulle zu: «Ganz einfach im Tee auflösen. Dazu ein Schuss Cognac. UND WEG IST DIE FRAU SAMT BITTERMANDELGERUCH…»

Als er Vera die Tasse mit dem dampfenden Tee hinstreckte, nahm sie ein Schlückchen. Verdrehte die Augen. Und lag flach.

Max konnte dem Tod nicht in die Augen schauen.

Er rannte ans Telefon: «Was mache ich jetzt mit der Leiche, Lauralein?»

«HAST DU DAS GELD?» – das war fast schon ein Befehl.

«Ja klar – 250 000 Franken in bar. Wann kommen die Herren Entsorger…?»

Sie standen zehn Minuten später vor der Haus­türe. Und transportierten Vera ab. Dafür erhielten sie dann von Laura 1000 Franken: «Es war ein verfrühter Aprilscherz», erklärte sie den beiden Rumänen.

«VOLLKRASS!», lachten die.

Mit den restlichen 249 000 Eiern flogen Laura und Vera in die Karibik. Sie eröffneten dort «GOLDEN WAVE 2».

Laura nahm ihre Freundin in die Arme: «Du hast das grossartig gespielt, Vera. Er hat nicht mal geschnallt, dass es nur eine Priorin-Haarkapsel war.»

Zu Hause musste sich Max doch sehr wundern, dass nicht nur all sein Geld auf den Konten, sondern auch Laura verschwunden war.

Als er die Zusammenhänge auf die Reihe bekam, rupfte er sich tobend auch seine letzten fünf schwarz gefärbten Haare aus.

Montag, 9. März 2015