Von Traugottchen und den Heiligen, die nicht hören wollen

Donnerstag Den heiligen Leonidus habe ich angefleht. Und ihm 120 Kerzen angezündet.
Ich meine: die Kirche leuchtete nach meinem Erflehen, wie «Basel, die Weihnachtsstadt». ALLES UMSONST.
Die Heiligen machen jetzt umweltbewusst auch auf Solarstrom und verachten meine wächsernen Opfergaben. Vielleicht ist Leonidus auch nicht für österreichische Geierwallys zuständig.
ABER ZUMINDEST DAS MIT DEM HUND HÄTTE MIR SANTO LEONIDO ERSPAREN KÖNNEN.
Die Liesel nehme ich als vorbezogenes Fegfeuer in Kauf. Aber muss es dann auch noch ihr Traugottlein sein?
NUR GEISTIG VERWIRRTEN FÄLLT ES EIN, IHREN KÖTER MIT DER EINGESCHLAGENEN FRESSE EINES ABGEWRACKTEN PREISBOXERS «TRAUGOTTLEIN» ZU NENNEN.
Da hätte ich von den Heiligen ein bisschen mehr Verständnis in meiner Sache erwartet.
Liesel rauschte mit Heribert, ihrem Mann und Traugottlein, dem hächelnden Wollpaket mit den abgefuckten Zotterln an. Heribert ist ja ganz o.k.: satte 190 Zentimeter. Und mit dem ausgestattet, was die Österreicher gerne zwei «satte Palatschinken» nennen. Auch sonst ist Heribert eine flotte Nummer. Er kann den Abwasch aus dem Effeff, putzt das Badezimmer blitzblank und bürstet auch immer die Haare aus dem Kamm.
DA SIEHT MAN JA GLEICH, WER HERIBERT EISERN IM GRIFF HAT! Es ist die eiserne Hand einer gewissen Salzburger Liesel.
«Hallihallo? das Lieserl ist doo!», ruft unser österreichisches Vollweib fröhlich aus dem flitzigen Schlitten. Jugendlich versucht die Trachtenhubse vom Niedersitz hochzuhopsen. Prompt holt sich das Lederstrumpf-Tussi den Hexenschuss.
ICH SCHICKTE EIN HALLELUJA HIMMELWÄRTS. UND WUSSTE, DASS DIE KERZEN FÜR DEN HEILIGEN LEONIDUS DOCH GUT INVESTIERT WAREN!
Die nächsten drei Tage ging die Salzburger Mozartkugel wie ein geknicktes Militärmesser durchs Feld. Die Kinder bettelten bei der Humpligen um ein Dreikönigstagsgeschenk. Sie hielten Liesel für die «Brutta Befana» im August. Als ich die unschuldigen Kleinen aufklärte, die arme Frau sei nur des Teufels Grossmutter («La Nonna del Diavolo») kreuzten die Kinderchen kreischend Mittel- und Zeigefinger, um das Böse abzuwenden.
Selbst unsere Fischfrau Anna-Maria klopfte der armen Liesel auf den Buckel, spuckte aus, kaufte sich beim nächsten «Tabacchi» ein Los und hofft am Wochenende auf den Sechser in der grossen Lotterie.
Innocent, diese Transülze, schleimte natürlich sofort ans Holz vor dem Haus:
«Ach Lieselchen... ja hast Du Dir weh getan?... ja Du dummes Mädchen, was schusselst Du auch immer so...»
Während Heribert wie ein Depp dastand, hievte sich seine Angetraute an Herrn Innocent hoch und jammerte: «Au weia... verreckter Schweinihund... schu hundert Mool hoob y dem Heribert gsogt: HERIBERT, wir brauchens so eine amerikanische Tschiip-Drotschken und net dös blecherne Orsch-Kissen, doo...» Daraufhin hat Innocent die 190 Zentimeter von Heribert so vorwurfsvoll angeschaut, als seis der Leibhaftige persönlich: «In Eurem Alter, lieber Heribert, solltet Ihr Hochsitz fahren!»
UND DAS AUS DEM MUND VON EINEM, DER MICH TÄGLICH IN BÜCKHALTUNG DIE GESCHIRRWASCHMASCHINE AUSRÄUMEN LÄSST!
Die Liesel aber hat sich auf meinen Freund aufstützen dürfen! Sie hing an ihm wie der Wäscheklammersack an der Kembserweg-Omi.
NUN ABER ZUM HUND!
Natürlich ist es keiner. Da mag sein Stammbaum? vonmirausdoch!? tausend Mal auf Napoleons kleingewachsenen Pudelrüden «Georges V.» zurückgehen.
NEIN. Traugottchen ist ein aufgeregter Flaumer, dem ein böser Witz Leben eingehaucht hat. Das miese Wollfadenpaket verjagt mir alle lieben Katzen.
Überdies lässt es in sämtlichen Zimmern Haare, als hätte Frau Zanolari die Zähne abgelegt.
Soll keiner sagen, ich möge keine Hundchen. Im Gegenteil!
ICH BIN SCHON SEHR JUNG AUF DEN HUND GEKOMMEN.
Es waren allerliebste Dackel, welche mir das Leben verbellt haben.
ABER WIR HABEN DIE HUNDE WIE HUNDE BEHANDELT.
Nicht so Liesel und Heribert. Ihr kleines Traugottchen ist das Enkelkind, das die beiden nie hatten. Sie füttern den stinkenden Besen von Hand. Sie singen ihn? «SCHLOOF MYI LIEBS HUNDERLKIND, SCHLOOFS AI...» in den Traum. Und sie haben bei diesem Köter mit den hervorstehenden Augen, die Peter Lorre in jedem dritten Film zum Mörder gemacht haben, den Ton drauf, den Innocent auflegt, wenn er mit Liesels Möpsen spielen will: «Ei wo iss-sie denn? was hat sie denn daa... iss das hopsihopsi?»
JA HIMMEL UND DIES IM ZEITALTER WO MAN SICH IM WELTALL MIT WODKA ZUPROSTET!
Ich habe alle Heiligen angerufen. Habe von ihnen Wildschweine, Schlangen und Skorpione, welche dem bellenden Flaumer ins Nirwana beissen, erfleht.
ABER DIE HÖREN HEUTE SO SCHLECHT WIE INNOCENT OHNE KNOPF IM OHR.
Das Einzige was sie mir zum Trost schickten:
Heribert, der den Geschirrspüler leert.

Donnerstag, 25. Juni 2009