Hunde

Als mir Lumpi, die Katze der Nachbarin, die Krallen in den Arm schlug, wars mit der Katzenliebe vorbei. DABEI HATTE ICH DIE DUMME MIEZE NUR MAL KURZ AM SCHWANZ GEZOGEN. Ich (3). Lumpi (12). Das Erlebnis (wegweisend).
Damals bin ich auf den Hund gekommen. Das Schicksal schenkte mir wunderbar geduldige Hunde. Ich konnte sie pieksen, in meiner Liebe so erdrücken, dass sie die Zunge würgend weit rausstreckten (nicht etwa, um zu küssen). Ich verkleidete sie als «Wolf im Rotkäppchen» (na, und wer war dann wohl das Rotkäppchen?!), verfütterte Tonnen von Landjägern, damit das Hundi endlich Männchen machte, und liess die lustigen Vierbeiner in der Gegend rumscheissen, ohne auch ein einziges Mal ein Tütlein zu ziehen.
DAS WAREN SCHÖNE HUNDEZEITEN! Der Abschied von jedem Hund war eine Tragödie: Der eine wurde von einem Adelbodner Postauto flachgebrettert. Der Nächste (da nicht angebunden) versehentlich im Wald als Hase erschossen. Der Dritte ging mit einem seligen Seufzer von dieser Welt, als ihm meine geliebte Tante Gertrude auch noch ein viertes Paket Butterkekse reinstossen wollte.
Als Herr Innocent und ich eine gemeinsame Zukunft beschlossen hatten, war die erste Frage: Wollen wir oder wollen wir nicht? «So ein kleiner Bengel festigt die Bande... Wir könnten uns gemeinsam dran freuen», machte mich mein Partner auf wedelnden Nachwuchs heiss.
Herr Innocent hat schon als Kind eine Affenliebe zu Hunden gehabt und sich zu seinem fünften Geburtstag einen ebensolchen (Hund) gewünscht. Seine Mutter jedoch hatte eine Phobie gegen Hausierer, Küssen in der Öffentlichkeit und Hundezungen. So bekam Innocent zwei Goldfische. Das mit den Fischen war gut gemeint, brachte es aber nicht. Im Gegenteil. Innocent hat seither eine Fischphobie. Bei jedem Lachssandwich macht er auf Schreikrampf und Sternzeichen «Fisch» ist bei ihm total untendurch...
MIT 30 WOLLTE ER EIN HUNDELEBEN!
Ich: «Und wer geht dann mit ihm raus?»
Er: «Ich!»
Ich: «Das kenne ich. Es bleibt immer am andern hängen. Es kommt mir kein Hund ins Haus!»
SO HABEN WIR SCHON FRÜH DEN VIERBEINIGEN NACHWUCHS UNTERBUNDEN.
Doch immer, wenn Innocent so ein Dackelvieh oder einen wedelnden Bernhardiner in die Quere kommt, geht er wie der fromme Moslem im Gebet auf die Knie. Und lockt mit: «Ja, wo is er denn?! Ei, ei, wer kommt denn da? Bist du lieber Wuffiwuffi?» Das Seltsame: Als wollte die Hundewelt sich für die einstigen Goldfische entschuldigen, schlabbern ihn die Vierbeiner ausnahmslos von oben bis unten ab. Innocent jault im Glück? und die Halter rufen hysterisch: «Er tut nichts... Er will nur spielen!» Nun hat unsere Freundin Liesel ihren Mann Herbert und Hund Dani mitgebracht. Ihr Mann hat Stammbaum. Der Hund auch. Dani ist von dieser Art, die vom englischen Königshof gezüchtet worden ist, damit der Hund den Prinzessinnen die Füsse wärmt. Ihr Mann muss dies nicht auch tun. Und wenn ich auch eher zur Bodenheizung tendiere, muss ich zugeben: Dani ist ein liebenswertes Hundchen, auch wenn er nicht gerade heizen muss. Es ist wunderbar, wie so ein kleines Tier das menschliche Leben verändern kann. Wo wir uns morgens sonst gähnend anschweigen, plätschern nun muntere Unterhaltungen:
«Hat er Gaga?» (Liesel.)
«Ja. Ganz lieber Däni? schön fest. Dort unten bei den Rosen.» (Herbert.)
«Hast du ihn feucht abgeputzt?» (Liesel.)
Herbert schaut beleidigt: «Ich putze ihn immer ab»? dann hält er mit fröhlichem Lächeln ein grünes Säcklein über die Konfitüre zu Innocent. «Wo kann ich es entsorgen? »
Innocent (ohne Hörapparat): «Ja, ja? auch Hunde bringen Sorgen...»
Dann zu mir: «Wir hätten vor 40 Jahren eben doch einen Hund... Dann wären wir heute Grosseltern...»
Ich: «Will noch jemand Hundekekse?»

Montag, 8. Juni 2009