Der Kuchen
«Alle Mütter backen!» - Mias Kinderaugen schauten entsetzt: «…Ich kann nicht ohne Kuchen kommen, Lucie!».
«Alle Mütter backen!» - Mias Kinderaugen schauten entsetzt: «…Ich kann nicht ohne Kuchen kommen, Lucie!».
Nein - ich will da keiner Nation zu nahe treten. Aber man sagt, die Franzosen würden es mit der Reinlichkeit an und für sich nicht so zackig nehmen. SPEZIELL AN So etwas kann ich hier nicht wirklich unterschreiben.
Meine gute Annick aus Mittelfrankreich schrubbt zwar weniger an sich - aber die Steinböden wie keine Zweite! Da sieht man gerne über alles andere hinweg.
Innocent zeigt gerne Zähne. Ich meine: Er knurrt zuerst. Dann beisst er zu. Er ist im chinesischen Zeichen des Hundes geboren. So etwas prägt. Seine liebe Mutter war chinesisch eine Schlange. Die Brüder Grimm müssen beim Märchen von der Alten mit dem Lebkuchenhäuschen von ihr inspiriert worden sein. Oder klipp und klar gesagt: Jedes Mal, wenn die Gute an einem Putzkasten vorbeiging, klopften die Besen startbereit an die Tür.
Dolly machte Sudoku. Und nervte sich, weil die Sache nicht aufging.
Dolly trug einen Telefon-Kopfhörer.
Überdies: Eine bequeme Trainer-Hose. Dazu ein T-Shirt mit Minnie Mouse.
«DIE GRAFEN KOMMEN...», Innocent sagt es mit einem leisen Zögern. Er weiss, dass ich jetzt verstaubt bin. Und die volle Krise bekomme. Corona hat mir alles durcheinandergewirbelt. Ich will keine Besuche. Ich will keine Kocherei. Vor allem will ich kein Blatt vor den Mund nehmen müssen. UND BEI LIESEL SIND ES ZWANZIG BÄUME MIT BLÄTTERN!
JOURNALISTEN HABEN ES HEUTE NICHT EINFACH. HATTEN SIE ES NIE.
Zeitungen pfeifen aus dem letzten Loch. Die Löhne werden von den Verlegern gedrückt. Fazit: mehr Arbeitswochen - weniger Zahltag. Der Ruf der «Medienschaffenden» ist zur Sau.
UND DAS SCHLIMMSTE: DU WIRST ALS REPORTER WIE AUCH ALS NACHRICHTEN HÖRER TÄGLICH VON NEWS-LAWINEN ZUGEMÜLLT.
„Das Kind hat doch einen Knall!“ – meine Grossmutter schaute giftig zu ihrer Tochter. „Der ist falschrum gewickelt...“
Seltsames Gefühl - ich stehe vor meiner Römer Wohnung. Auf den ersten Blick scheint alles wie sonst: Die Bugain villea protzt mit ihren viola-papierigen Blüten neben der Tür. Der Orangenbaum trägt bereits Kugeln. Satte Wintervorboten in Grün.
Ich ziehe die Schutzmaske runter. Ohne geht in Rom gar nichts. Im Taxi schon hat mich der Fahrer angeblafft: «MASCHERA!» Draussen spuken die Menschen gesichtslos, doch mit funkelnden Augen durch die Gassen.
Hallo! Hallo! – Was soll denn dieses Theater um die Maskenpflicht.
HAT UNS BASLERN DAS HEISSGELIEBTE COMITE NICHT SCHON VOR JAHRZEHNTEN DEN MAHNFINGER AUS SEINER FASNACHTSBIBEL ENTGEGEN GESCHÜTTELT: «E jeedi Frau, e jeede Maa, hett z Basel jetzt e Masgge-n-aa.»
Na also. Da war Maskenpflicht noch vor der ersten Mondlandung. Und wenn wir in alten Zeitungen blättern, so machen uns viele (heute so stark vermisste) Inserate auf Maskenbälle heiss:«Masggee hänn freie Ydritt!»
Er will in die Kunsthalle: «Reichen Ihnen anderthalb Stunden? Wir stecken nämlich in den heissen Vorbereitungen!»
Heiss ist es auch unter den Kastanienbäumen. Ich bin bereits an der zweiten Wasserflasche - da sehe ich ihn über den Platz stürmen: blonder Wuschelkopf. Leichter Bauchansatz («ach das Essen hier... rundum Verführung»). Und alpenseewasserblaue Augen, die nach der Fotografin linsen.
Nach zehn Minuten steht er da - strahlt wie die Sonne, die jetzt hinter Wolken verschwunden ist: «Tipptopp Shooting. Ging ja im Hui!»