Von der Gier nach Cenovis und Maggitropfen

Illustration: Rebekka Heeb

«Ceeeenoviiis!» – es ist Innocents Schlachtruf zum Tag. Ich habe ihm Schnittchen gebuttert. Konfitüren in silberne Schälchen abgefüllt (Holunder mag er am liebsten). Und Honig auf einem grossen Löffel vorgesetzt.

Ich habe ihm den Stotzen einer Sau gescheibelt. Und drei Eier pochiert. Ich fand überdies noch ein leicht angegammeltes Stückchen Gugelhupf. Also SCHUMMELN: Schimmelpilz wegkratzen und Puderzucker darüber. Das merkt er nicht.

UND DAMIT INNOCENT AUCH ETWAS GESUNDES REINZIEHT, HABE ICH IHM EINEN APFEL GERAFFELT.

Erschienen am: 
Dienstag, 5. September 2017

Gondelfahrt

Die Gondel stoppte.

«ICH HABE ES GEWUSST!» – durchzuckte es Aline. «WESHALB HABE ICH NICHT AUF MEINE INNERE STIMME GEHÖRT?!»

«Das geht gleich weiter», lächelte der ältere Herr vis-à-vis ihr aufmunternd zu. «So etwas passiert immer wieder!»

In Aline stieg Panik auf. Lifte, Sesselbahnen, Flugzeuge – alles Dinge, die mit ihrem Karma auf Kriegsfuss standen.

Mit ihrem Mann war Aline nur im Zug an die Adria gefahren. Und im Hotel hatte sie stets die Treppe benutzt. Dabei hatten sie das Zimmer im 6. Stock.

Erschienen am: 
Montag, 4. September 2017

Die Geschichte vom Kartoffelstock und dem Seelein

Illustration: Rebekka Heeb

Bei meinem Marsch von unserm kleinen Holzhüsli ins Dorf von Adelboden schalte ich auf dem grossen Platz meistens eine Verschnaufpause ein.

100 Kilo. Plattfüsse. Ein wie immer viel zu enges T-Shirt – das bremst jeden aus.

Heute ist der Platz leer. Etwas verloren. Um nicht zu sagen fantasielos fade. Gottlob stehen noch ein paar Berge herum. Sonst wäre es das Schotterland der Schotten.

Erschienen am: 
Dienstag, 29. August 2017

Frühstück im Hotel

Erna schaute mit diesem Blick, den die Familie «das gemeine Killergesicht» nannte, auf den dicken Mann.

Seit vier Tagen vergällte dieser Prolet ihr bereits den Hotelaufenthalt an diesem Nobel-Ort an der Côte.

Der Dicke erinnerte Erna an Onkel Karl. Der hatte auch immer goldene Armbänder getragen. Nicht eines. Gleich drei. Und jedes so dick wie ein Kinderarm.

Onkel Karl war mit fünf Frauen verheiratet gewesen. Gleichzeitig. Als es herauskam, kam ein viertes Armband dazu: HANDSCHELLEN!

Erschienen am: 
Montag, 28. August 2017

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