Telefonische Anmache

Es passiert nicht immer. Aber immer öfter. Du jagst dir eben hurtig deine Mittags-Pizza rein. Freust dich auf den Espresso danach. Und Telefon: «Hallo? sind Sie Herr Würmli?» «Jawohl, mit Verlaub!» «Wunderbar ? ich bin von der Wuppertaler Krankenkasse und hätte gerne gewusst, wie Sie versichert sind.» Ich schaue sehnsüchtig zur Kaffeemaschine, die mir Grünlicht blinkt. Und ich frage mich nun doch, was die Wuppertaler Krankenkasse mit meinen Versicherungspapieren zu schaffen hat.

Dann vernehme ich es: «Wir können Ihnen in jedem Falle ein günstigeres Angebot machen...» ALSO TELEFONISCHE KUNDEN-ANMACHE! Und dies zur heiligen Espresso- Zeit. Abends habe ich einen Herrn Nägeli am Hörer, der mir exklusive Bettwäsche verkaufen will. Dann eine Dame von der deutschen Klassenlotterie. Und endlich mein ungehaltener Vater: «Bei dir kommt ja keiner durch.»

Was ist eigentlich mit der Welt passiert, dass sie sich nun über das Telefon verkauft? Sie stiehlt mir meine Zeit. Und verärgert meinen alten Herrn. «Man wollte mir Bett-wäsche verkaufen», erkläre ich diesem. «Spinnst du? du erbst ja einmal <i>meine</i>!» Ich wollte damit nur sagen: «Es ist heutzutage nicht mehr so einfach, ungestört einen Espresso zu trinken.»

Montag, 25. Juli 2005