Gut behütet durchs Leben

Hochzeiten sind wunderbar. Königliche Hochzeiten noch wunderbarer. Denn: Hier wird auch Hut getragen. Und das Wunderbarste ist: gut behütet zu sein. Zur Zeit meiner Mutter trugen nicht nur Königinnen Hütchen. Auch Mutter trug.

Sie liess sie sich von einer Modistin, die vornehm «Madame Turène» genannt wurde, auf den Kopf zaubern. Mal nistelte Madame etwas Glockenartiges. Mal hatte der Hut die Form einer verschleierten Käseschachtel. Für Mutter waren es: «Cloche». Oder «Pillbox». Für Vater: «Was ist denn das wieder für ein neuer Deckel?»

Männer sind halt so. Die von fremder Hand behüteten Frauen werden immer etwas skeptisch betrachtet... Reih und Glied auf Holzständern. Es wurden immer mehr. Und Vater nannte die Installation: «Frau Gesslers Hut-Parade.» Aber wir wissen ja jetzt, wie er gegenüber fraulichen Kopfbedeckungen eingestellt war.

Mitten drin steckte auch Vaters Trämlerhut. Und ein schwarzer Filzer im Humphrey-Bogart- Stil. Er kam nur an Hochzeiten und Beerdigungen zum Einsatz. Der Trämlerhut immer. Heute tragen nicht einmal Trämler mehr Hüte. Und Frauen färben ihr Haar mit Henna. WAHNSINN! Die Welt hat ihre behutsame Art verloren.

Ausser an königlichen Hochzeiten.

Montag, 15. August 2005