Der Weg zum Wienerschnitzel

Kürzlich wurde ich ausgeführt. Hugo, der solches tat, versprach sich einen netten Abend. Es ging in eine Beiz, die von spesenschreibenden Test-Essern mit 19 bepunktet, drei Mal behaubt und auch gleich besternt worden ist.

Nun war in mir diese geile Lust auf Wienerschnitzel. Ein knusprig gebackenes Wienerschnitzel mit dieser zarten Panüre und dem sardellierten Zitronenrad ist ein Göttergericht. Leider fand ich das Göttliche nicht auf der Karte. Nur Kommunes wie Hechtmousse mit Kaviar-Gelee. Und: pochiertes Wachtelei auf Jungspargelbeet.

Haben Sie keine Wienerschnitzel?», fragte ich den Oberkellner. Der schnappte wie ein soeben gestrandeter Fisch nach Luft. Sofort wurde der berühmte Küchenchef alarmiert. Dieser schaute mich strafend an: «Sie sind hier in einem Gourmetlokal, guter Mann. Wienerschnitzel geht unter Kantinen-Verpflegung...»

Was sollte ich Stunk machen. Ich bestellte Wachtelei (Rumänien) auf Jungspargeln (Kalifornien), liess es liegen und frass mich durch den Brotkorb. Kein schöner Abend.

Am andern Morgen rief mich Hugo an: «Menü 2 ist heute Wienerschnitzel ­ hast du Lust?» Der Kantinen-koch hatte meinen Dank. Und 20 Punkte.

Montag, 12. September 2005