Von den süssen Ohren und Rieseneiern...

Freitag - Keine Frage: die Ohren sind das Beste. Ich beisse immer zuerst die Ohren ab. Da bin ich der Mike Tyson bei den Schoggihasen.
Natürlich baut mein Arzt da gleich die Krise: "Herr -minu - wir stehen mit einem Bein im Alterszucker und mit dem andern im Übergewicht. WOLLEN WIR DIE KRANKENKASSE NOCH LANGE SCHÄDIGEN!".
Dann legt er die Stirne in Nudelfalten und zieht seine buschigen Brauen zusammen, wie Tante Finni, wenn ich wieder mal ihre Gutzi-Dose leergehoovert hatte: "SO GEHT DAS EINFACH NICHT!".
Was kann ich dafür, dass die Ohren der Schoggihasen noch süsser sind als diejenigen von Tom Cruise.

Samstag - Auf Ostern sind die Kinder angesagt. Es sind die Kinder meiner Kinder. Also eigentlich: meine Grossgöttikinder. Aber die Alten kommen auch mit und tun dann kindisch, damit sie ebenfalls einen Hasen im Nest haben.
Hintenrum kichern sie: "Wir tun dem Alten die Freude und machen auf Kindergarten...".
Vornherum aber sind sie geil auf meine Eier. Die Alten bekommen nämlich Pralinen-Eier und Innocent den Gong: "Ja hat's dich denn - die so zu verwöhnen. Das geht aber nicht vom Haushaltsbudget - das kannst Du selber eiern!".
Soviel zum Thema langjährige Beziehungskiste: "Die süssen Schoggihasen von einst sind auch nicht mehr das Gelbe vom Ei!"
Ich verwöhne also die Alten mit dem Pralinen-Ei - und die Kinder bekommen die Hasen mit den Ohren.

Das hat Ännchen, diese altkluge Nagelkauerin, letztes Jahr sehr zum Nachdenken angeregt: "Weshalb bekommen Kinder eigentlich immer nur diese dummen Hasen und nie grosse Pralineneier...?"
Linda startet gleich durch - sie ist auf vorwitzige Mädchen allergisch wie der Asthmatiker aufs Raucherzimmer: "Soll ich undankig Kind Arschig versohlen?!"
ICH VERSUCHE COOL ZU BLEIBEN: "Also Ännchen - diese dummen Hasen, wie Du sie nennst, kosten viel Geld und sind wunderbar!"
Ännchen: "Meine Frage lautete: weshalb bekommen immer nur die GROSSEN grosse Eier!"
Ich werde nun doch etwas nervig: "Weil der Osterhase diese für die GROSSEN reserviert hat! Und kleine Zuckereilein sind für die KLEINEN".
Annchen saugt den Daumen rot und steckt sich die Antwort in die Sparbüchse: "Kleine Kinder haben auch gerne grosse Pralineneier..."

DAS WEISS ICH JA.
Ich war schliesslich auch mal Kind und habe mich ostergrasgrün genervt, wenn mein Vater allen Frauen im Haus das grosse Ei gelegt hat. Das Kind aber wurde mit einem schäbigen Schoggihasen zufrieden gestellt und musste den noch stundenlang suchen: "Kalt... kalt... wärmer... heiss... ganz heiss!", so spornten es die Alten an. Der Hase steckte acht Jahre lang immer hinter dem Ofentürchen. Da waren die Grossen so fantasievoll wie das Schweizer Fernsehprogramm.
Als ich gross wurde und meine ersten Affären hinter mir hatte, wartete ich immer darauf, dass irgend einer meiner Beziehungskistler an Ostern mit dem Riesenei aufwarten würde.
UEBERRASCHUNG - ES RIESENEITE KEINER! Sie legten immer nur die Ausrede ins Nest: "DU BIST DOCH KEIN KIND MEHR".
Und diese Ausrede war mindestens so fantasievoll wie das Versteck hinter dem Ofentürchen.

Als Innocent anbiss, beschloss ich der österlichen Eier-Sache nachzuhelfen.
Erstes gemeinsames Osterfest: ein Säcklein Zuckereili und die verbale Zugabe "Wir sind ja keine Kinder mehr!".
Zweites gemeinsames Osterfest: ein Päcklein Zuckereili, die er dann alle selber reingelutscht hat.
Beim dritten Osterfest nahm ich das Ei selber in die Hand: "Also Ueli, mein Ex-Freund, hat mir auf Ostern immer ein riiiiiiesiges Pralinenei geschenkt und..."
"Wie schön für Dich!"...
"Ja, so ein Riesenei ist - abgesehen von einem Diadem - mein allergrösstes Glück und..."
"Denk an die Linie!".

DAS WAR ZUVIEL!
Ich kaufte mir bei Pellmont also das allergrösste Schokoladenei. Schrieb ein Kärtchen: "meinem lieben -minu in ewig heisser Freundschaft - Dein Ueli" - und liess es an mich selber schicken.
Als am Ostersamstag der Ausläufer das Paket abgab, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen: "Jessesaberauch! - Was das wohl ist? Kannst Du mal das Briefchen öffnen?".
Innocent's Nase war gelb vor Neugier. Er öffnete das Schreiben - dann knurrte er. Nahm mein riesiges Pralinenei - und knallte es an die Wand: "HIMMEL IST DEIN EXFREUND EIN RIESENTROTTEL - der weiss doch von Deinen Linienproblemen..."
Mein Ei war nur noch Schokomehl und bröselte melancholisch von der Wand.

Ännchen hat ganz recht - es ist frustrierend kein Riesenei zu bekommen.

Dienstag, 15. März 2005