Chauvinist

Klar. Ich bin Partei. Voreingenommen. In meine Stadt verliebt.
Aber wenn ich sage, dass ich mich in keiner andern Stadt dieser Welt besser fühle als hier in Basel, weiss ich, wovon ich rede.
Ich habe als 20-Jähriger in Paris gewohnt. Und ich lebe heute die Hälfte des Jahres in Rom und Italien.

Dennoch: Basel bringts mir mehr. Und das hat nichts mit «chauvinistischem Geschrei» zu tun. Sondern ganz einfach mit Lebensqualität.

Ein paar Gründe, weshalb ich gerne hier bin:
Die Stadt hat eine übersichtliche Grösse. Und funktioniert. Bereits in Zürich (das ich nicht zu einer eigentlichen Grossstadt zähle, weil die ganze Schweiz kaum die Grösse einer richtigen Grossstadt hat), bereits in Zürich also kollabiert der Verkehr. Von Rom, London und Paris ganz zu schweigen.
In Basel schaffe ich alles bequem zu Fuss. Oder mit dem Tram. Letzteres fährt mich gar nach Frankreich (Leymen). Und an die deutsche Grenze. Das ist Lebensqualität.

Dann hat Basel eine Grandezza, bei der man in jeder Ecke, an jedem Stadttor die Grösse der Vergangenheit einatmen kann. Während der Renaissance war Basilea die grösste Schweizer Stadt - und eine der bedeutendsten Kulturmetropolen Europas. Das schmeckt man heute noch. Kultur ist uns Baslern wichtig - und alles, was mit Kultur zusammenhängt. Also auch das Mäzenatentum. Und die damit verbundene Diskretion - etwas, das ich an dieser Stadt besonders schätze: Mit Geld wird hier nicht geprahlt. Geld hat man. Und setzt es vernünftig ein - im Sozialen. Oder für die Kultur.

Basel bietet nicht nur Vielsprachigkeit, ein offenes Herz für Andersdenkende und einen Schwumm im Rhein, der heute als besonderer Badekick Touristen aus allen Ländern hierher schwimmen lässt - Basel hat auch die ideale Lage. Die Dreiländersituation ist einzigartig - einen Schritt hinter der Stadt atmet man die Weite der Elsässer Felder. Und der badischen Wälder. Es gibt einen Punkt, der drei Länder am Eck verbindet - das prägt. Es prägt auch die Menschen, die hier leben. Sie sind grosszügiger, offener, aufgeschlossener als die meisten übrigen Europäer. Und sie sind nicht einfach vom schweizerischen Engpassdenken einbetoniert - sondern sie lüften ihre Ganglien hinter den Grenzen und lassen sich den Horizont nicht verbauen.
Die Basler sind zweifellos der toleranteste Teil dieses Landes. Das zeigen immer wieder die Volksabstimmungen. Die Bebbi haben ein grosses Herz für Andersdenkende - für Exoten.

Ich liebe es, in einer exotischen Stadt zu leben - auch wenn diese schrumpft.
So wird es wohl bis zu meinem letzten Atemzug «mein Basel» bleiben. Denn es gibt keine andere Stadt auf der Welt, in der ich lieber leben würde. Chauvinist hin oder her.

Montag, 25. Juli 2005