13 Kräuter gehen um die Welt

Ricola steht für Heilkräuter - da gibts nichts zu husten

Rezept: Ricola-Fisch von Charlotte Bleile

Wer hats erfunden? Klar, Ricola. Erst den Fünferbolle, dann den Schweizer Kräuterzucker, wie alle Welt jetzt weiss.

Sie klebten am Gaumen. Sie klebten an den Vorderschaufeln. Sie waren Horror für Gesundheitsfanatiker und Zahnärzte. Aber sie waren Glück für 5 Rappen - die 5er-Bölle.
Es gibt sie noch heute, allerdings für den vierfachen Preis. Und nur wenige wissen, dass im 5er-Bolle die süsseste Schweizer Erfolgsgeschichte steckt - die von Ricola. Und Laufens schönsten Perlen.
Aber rollen wir die Geschichte vom 5er-Bolle auf. Da sind die 20er Jahre. Lust auf Süsses. Und Bäckermeister Bleile. Es war dieser Bäckermeister und Grossvater der heutigen Basler «Dalbe-Stübli»-Beizerin Charlotte Bleile, der 1923 das Rezept des landesweit beliebten 5er-Bolle an Emil Richterich verkaufte. Nicht nur das Rezept. Auch die kleine Bäckerei beim Untertor im Städtli Laufen.

Süss. Der kleine Bäckereibetrieb fabrizierte nun neben den 5er-Böllen - und die blieben bis in die 60er Jahre ein wichtiges Standbein für Ricola - auch Gelee-Gutzi, Kräuterbonbons und Schleckstengel. Die Bäckerei lief mehr schlecht als recht. Also entschloss sich Emil Richterich 1950, den Betrieb ganz auf das Süsswarengeschäft zu konzentrieren. Eine kleine Fabrik wurde gekauft. Zusammen mit Sohn Hanspeter startete man in den Erfolg der Ricola, dieser Ricola (Richterich & Co., Laufen - daraus puzzelt sich der Name zusammen), die bereits 20 Jahre früher vom Bäckermeister als «Dääfelifabrik» im Stedtli gegründet worden war.

In den 60er Jahren waren es vorwiegend die Kräuterprodukte, so genannte Kräuterbonbons, die das Laufner Unternehmen zum Blühen brachten. Auf dem Velo radelten Emil und Hanspeter Richterich von Laden zu Laden, um in einem Musterkoffer die einzelnen Köstlichkeiten anzubieten. Die Kräuterzucker lösten damals die «Malzdääfeli» unserer Grossmütter ab. Und diese Kräuterzucker waren es auch, die Ricola bald einmal ins Ausland exportierte. In Deutschland waren sie auf Anhieb ein Erfolg. Bereits 1967 wurde eine neue Fabrik gebaut, die ausschliesslich der Herstellung von Kräuterzucker diente.

Weltweit. Nach Deutschland kamen in den 70er und 80er Jahren neue Export-Länder hinzu.Heute rollen die Ricola-Bonbons und Kräuterperlen in über 40 Länder: von Kanada bis Australien, von Japan bis Chile. Der Name ist zum Markenhit für gutschmeckende Kräuterbonbons aus der Schweiz geworden - die Werbung hat das Ihre dazu beigetragen. Ob in Rom oder Toronto - der kleine Schweizer Handelsreisende alias Erich Vock, der 1998 erstmals in der Sauna den Finnländern die Frage stellte: «Und wer hats erfunden?» wurde zum Welthandelsreisenden für Schweizer Kräuter. Und für Ricola.

Noch immer ist der Kräuterzucker der Knüller unter den Produkten aus Laufen. Die Basis ist eine 13-Kräuter-Mischung, deren Rezeptur ebenfalls der alte Bäckermeister Bleile an Grossvater Richterich verkauft hat, die dann aber von Emil Richterich 1940 noch verfeinert und ergänzt worden ist.

Geheim. Bis heute ist die Zusammensetzung der Ricola-Kräuter-Basismischung ein Geheimnis geblieben. Man weiss allerdings, dass Spitzwegerich, Frauenmantel, Holunder, Eibisch, Minze und Thymian verwendet werden, auch Salbei, Schlüsselblume, Malve und Schafgarbe. Es ist Ehrensache, dass die Kräuter in der Schweiz angebaut werden. Rund 200 eigenständige Landwirtschaftsbetriebe im Wallis, im Emmental und im Puschlav sowie im Jura und in der Zentralschweiz stehen bei den Ricolanern unter Vertrag. Für die meisten dieser Bauern ist dieser Kräuteranbau eine wichtige Ergänzung ihres Einkommens. Seit 1985 arbeitet Felix Richterich, Sohn und Enkel der Firmengründer, bei Ricola mit. Seit 15 Jahren leitet er das Kräuterschiff, das mittlerweile seinen Umsatz auf weit über 200 Millionen Franken gesteigert hat. Zunehmend werden zuckerfreie Zitronenmelisse und Holunderblüten zum Verkaufsrenner. Hit Nummer eins ist aber noch immer der Kräuterzucker.

Variantenreich. Ricola gibts heute in verschiedensten Formen und Farben, weich und hart, mit und ohne Zucker. Dazu hat man auch die berühmten Ricola-Tees entwickelt. Felix Richterich weiss: «Viele Konsumenten haben früher aus unseren Kräuterzuckern einen Tee gemacht, indem sie die Würfel in heissem Wasser auflösten. Ricolas Instant-Kräutertee ist also nichts anderes als ein flüssiger Kräuterzucker.»

Heiss begehrt ist auch Ricolas Zitronenmelissen-Tee. Charlotte Bleile, deren Familiengeschichte also an der Mischung nicht unbeteiligt ist, hat sich zusammen mti ihrem Küchenchef Raphael Attienza im «St.Alban Stübli» von der Teebüchse zu einer Fischsauce inspirieren lassen - ein Tipp für den morgigen Karfreitag. Und unser Abschiedsgeschenk an Sie! Mit dem besten Dank, dass Sie immer so fleissig mit uns «cruellement» gekocht haben.

Ricola-Fisch von Charlotte Bleile

Speziell. Charlotte Bleile, Wirtin im «Dalbe-Stübli», ist mit der Geschichte der Firma Ricola verwandtschaftlich verbunden. Voilà also ihr Fischrezept à la ricola.

Zutaten: (für 4 Personen) 4 Fischfilets (St-Pierre, Sole oder Kabeljau, ca. 150 g pro Person). Für die Sauce: 80 g Butter, 1 feingehackte Eschalotte, 60 g Mehl, 1/2 dl Weisswein, etwas Noilly-Prat (Martini bianco dry), 1/2 dl Fischfond, 2 dl Vollrahm, 40 g Ricola-Tee-Zitronenmelisse, Salz, Pfeffer.

Zubereitung: Eschalotten in Butter anschwitzen, Mehl dazu geben. Alles gut verrühren und mit Weisswein und Fond ablöschen.
Aufkochen lassen. Rahm, Salz und Pfeffer hinzufügen. Aufkochen lassen. Mit Noilly-Prat abschmecken und das Ricola-Pulver hinzufügen. Abschmecken. Eventuell nachpfeffern und nachsalzen. Sauce reduzieren, bis sie sämig ist.
Sauce auf die in der Zwischenzeit während 6 Minuten pochierten Fischfilets träufeln. Mit Spargeln ausgarnieren und mit Basmatireis servieren. Bon appétit!

Rezeptkategorie: 
Donnerstag, 13. April 2006