Von Odermatt und der alten Bank...

Illustration: Rebekka Heeb

Sonnenuntergang. Wir sitzen auf der alten Bank. IRGENDWIE IST ES SCHÖN, IN DIESEN CHAOTISCHEN ZEITEN NOCH EINE STABILE BANK ZU HABEN.

Liesel hat das Möbel vor gefühlten tausend Jahren auf die Insel transportieren lassen. So ratterte das adlige Salzburg mit seinem hölzernen Geschenk bei uns in der Wildnis an.

«Das ist ein Billigmodell aus dem Ikea-Katalog...», gab ich gleich mal mein Gift ab. Mein Ein und Alles ging sofort auf Schleimtour: «Ach Lieselchen, du weisst doch immer, was uns Buben fehlt!»

Erschienen am: 
Montag, 13. Juni 2022

Zoë Jenny: «Ich wollte nur eines: raus hier!»

Foto: Lucia Hunziker

Es gibt Kollegen, die verwerfen die Hände: «Die Jenny? - DIE IST SCHWIERIG. ZICKIG. HYSTERISCH. LASS DIE FINGER VON IHR.»

Schwierig? In diesem Moment sitzt die Bestsellerautorin in der Napoleon-Suite des Hotels «Les Trois Rois». Fotografin Lucia Hunziker porträtiert sie. Und Zoë Jenny zeigt eine Engelsgeduld. Nix Zicke. Vielmehr eine schöne Frau mit sanften Augen und einem scheuen Blick - ein bisschen das Reh, das plötzlich die Waldlichtung sieht.

Erschienen am: 
Samstag, 28. Mai 2022

Vom toten Onkel Sepp und dem Hochmut...

Illustration: Rebekka Heeb

Er hatte sich die Pulsadern mit seinem Rasiermesser aufgeschnitten. Und welcher Bub verzichtet schon auf eine Horrorgeschichte, wenn sie ihm live vor die Kniesocken fällt.

«Du nimmst das Kind nicht mit, Hans!» - das war die Mutter. «Der Bub muss früh lernen, was das Leben bringt nämlich auch den Tod, Lotti!» - «NUR ÜBER MEINE LEICHE!», stellte sich Mutter vor ihren Alten. «Dann wären es ja bereits zwei », grinste der.

Erschienen am: 
Montag, 9. Mai 2022

Charles Lewinsky: «Ich habs da mit den Hühnern – erst Eier legen. Dann gackern.»

Er hat so ziemlich alle Preise, die ein Schreiber in die Finger bekommt, abgeräumt. Selbst China hat ihn für seine Bücher geehrt. Und da war auch der Preis der Volksmusik. Prix Walo. Und all das wunderbare Zeug. Also fährt der Durchschnittsschreiber (für einen überteuerten SBB-Preis und mit Anstandskrawatte) nach Zürich an den Limmatquai.

Erschienen am: 
Samstag, 30. April 2022

Vom Einrichten, Häusern und den Träumen...

Illustration: Rebekka Heeb

Meine frühste Bubenerinnerung ist eine Zweizimmerwohnung an der Colmarerstrasse. Ich pennte in der Stube auf der Couch. Das Zimmer ging auf die Kreuzung zur Allschwilerstrasse. Und der ewige Verkehrsradau vom bimmelnden 6er-Tram, hustenden Velosolex und stöhnenden Autos brachte den Vorteil, dass man mir auch heute noch in einem Hotel das lauteste Zimmer auf die Hauptstrasse anbieten kann.

Ich verlange Prozente. Schlafe dennoch. Die Kindheit hat es gebracht.

Erschienen am: 
Montag, 25. April 2022

Von Patisserie und umweltfreundlicher Entsorgung

Illustration: Rebekka Heeb

Unsre Kindheit war süss. ABER HUNDERT PRO! Und zwar: p r o Zucker. Den künstlichen Süssstoff hatte man im Krieg zurückgelassen.

Nach einer Zeit, in der die Erdbeerkonfitüre geschmacklich auch als Wagenschmiere durchgegangen wäre, wurde das Leben endlich wieder süss wie ein Heiligenbildchen. Die Frauen in unserer Familie zuckerten wild drauflos. Leider ist das Kind dann in jenem Zucker kleben geblieben.

Bis heute.

Erschienen am: 
Montag, 4. April 2022

Raphael Blechschmidt und Peter Potoczky: «Es ist immer wieder ein neues Erobern - auch nach vielen Jahren noch»

Foto: Lucia Hunziker

Sie sind das Vorzeige-Männerpaar. Viel Herz. Viel Kultur. Viel Spass. Und vor allem: eine Tischbombe voller Kreativität.

Peter Potoczky winkt ab: «Sagen wir es so - Raphi ist der kreative Kopf. Wild. Wie seine Mähne. Ich bin da eher strukturiert. Und schaue, dass die Dinge nicht chaotisch ausufern. Der Kaufmann eben!»

Ich treffe die beiden im Rebhaus zum Lunch: Salat... Pasta... Dolce.

Kocht ihr auch? Und die Gloria-Frage: Wer ist der bessere Küchenchef? Beide: «ICH.»

Erschienen am: 
Samstag, 26. März 2022

Von Postpaketen und 164 gusseisernen Brätern...

Illustration: Rebekka Heeb

Das Mail der Paketzustellung machte mich stinkig. Aber bitte - lest selber: «Wir bitten Sie, den Betrag über 1.98 Franken per Creditcard zu überweisen, damit die Sendung ausgeführt werden kann...»

Gehts noch! 1.98 Franken! Wo sind wir denn? - Im kleinkarierten Gnomien? Oder beim Finanzdepartement?

Innocent schüttelt den Kopf: «Zzzz - das kommt davon, wenn einer alles übers Internet bestellt...»

Erschienen am: 
Montag, 21. März 2022

Kater Odermatt liebt Fasnachtsmusik

Illustration: Rebekka Heeb

Odermatt ist wunderbar. ICH HABE MICH SOFORT IN IHN VERLIEBT: Gross. Mit Schenkeln, die zupacken können. Und mit diesem Charme, dass sich die Frauen vor ihm auf den Rücken legen. Sie stossen dann diese heiseren Schreie aus, neben denen eine Pornoqueen ein Lüftchen ist.

Odermatt ist kastriert. Dennoch: Er päckelt jede und alles. Wenn das Geschrei gegen Mitternacht unerträglich wird, muss ich mit dem Wasserwerfer aufmarschieren. Ähnlich wie die Polypen bei den Impfgegnern. Doch wie gesagt: Odermatt hat keine Treicheln mehr.

Erschienen am: 
Montag, 21. Februar 2022

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